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ab 16 Jahre Frauenromane Rezensionen Romane

Sophia Money-Coutts: “Die große Liebe kann mich mal”

Sophie Money-Coutts
Penguin Verlag
Taschenbuch: 10,00€

Ein Traummann hat ihr gerade noch gefehlt!

Einsam ist Florence auf gar keinen Fall. Sie ist zwar schon ziemlich lange Single – ok, eigentlich hatte sie noch nie eine Beziehung, wenn es jemand ganz genau wissen will. Aber ihr Job in einem quirligen Londoner Buchladen hält sie ziemlich auf Trab, und nach Feierabend leistet ihr der geliebte, aber übergewichtige Kater Gesellschaft. Florence ist mehr als zufrieden mit ihrem Leben, vielen Dank auch! Nur ihre nervige Stiefmutter sieht Optimierungsbedarf und schickt sie zu einem Liebes-Coach. Als erste Übung muss sie eine Liste schreiben mit all den Eigenschaften, die ihr Traummann in sich vereinen soll. Florence kann so eine Liste keinesfalls ernst nehmen: Jemand, der Katzen mag, einen Oberkörper hat wie James Bond und gleichzeitig bei ihrer nervigen Zähl-Marotte die Augen zudrückt? Unmöglich! Bis sie sich ein paar Tage später ungläubig die Augen reibt: Ein gutaussehender junger Mann betritt den Buchladen, der wie von Zauberhand alle Kriterien auf der Liste erfüllt. Zudem ist er adlig und besitzt ein schickes Herrenhaus auf dem Land. Kann das wahr sein? (Klappentext)

Liebesroman mit britischem Humor

Florence ist über 30 und Dauersingle. Seit zehn Jahren arbeitet sie im selben Londoner Buchladen und wohnt mit ihren beiden Halbschwestern und einer ambitionierten Stiefmutter zusammen in einem Haus. Sie hat einen Zähltick und fühlt sich am wohlsten, wenn alles gleich bleibt.

Das sieht ihre Stiefmutter völlig anders. Sie meint, Florence bräuchte dringend einen Mann in ihrem Leben und vereinbart einen Termin bei einem Liebescoach. Da Florence konkrete Vorstellungen von ihrem perfekten Traummann hat, soll sie eine Liste mit allen Eigenschaften erstellen. Mehr aus Trotz willigt sie ein. Aber siehe da! Nur wenige Tage später lernt Flo Rory kennen, der sämtliche Punkte auf der Traumprinzen-Skala zu erfüllen scheint.

Zumindest für den Anfang. Auf überaus unterhaltsame Weise werden Florence’ Ansprüche demontiert und sie muss schrittweise erkennen, dass Rory vielleicht doch nicht so perfekt ist, wie sie dachte. Das alles geschieht in einem turbulenten Chaos zwischen Hochzeitsvorbereitungen, schrulligen Adelsfamilien und Unterschriftenaktionen, um den Buchladen zu retten.

Ich empfand die Handlung als abwechslungs- und ideenreich. Natürlich ist der Ausgang der Liebesgeschichte ab einem gewissen Punkt klar. Für mich ist das aber beruhigend, denn schließlich soll so ein Roman in erster Linie unterhalten und nicht aufregen. Der britische Humor und die skurrilen Charaktere sind einfach köstlich amüsant. Die Handlung setzt sich aus einer Reihe von peinlich-humorvollen Episoden zusammen, die Leidenschaft kommt nicht zu kurz und die Dialoge sind frisch und schlagfertig. Ich mochte besonders Florence’ trockene Art, die peinlichen Kommentare und Situationen zu kontern.

Eine ideale Lektüre für die Strandliege oder zwischendurch. Fans von Bridget Jones und Emily in Paris werden es lieben.

Ein zuckersüßes Dankeschön an den Penguin Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!

Weitere Bücher von Sophia Money-Coutts:

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ab 16 Jahre Krimi & Thriller Rezensionen Romane

S.L. March: “Schatten der Vergangenheit” (Heart & Hazard Series, Band 2)

S.L. March
empfohlenes Alter: ab 16 Jahre
Softcover: 12,99 €
Kindle: 3,49 €
Furchteinflößend. Lebendig. Ergreifend.

„Bin ich wirklich ein kaltblütiger Killer?“ „Hör auf! Rede dir das nicht ein! Nur die Ranghöchsten der Organisation tragen ein Brandmal.“ „Ich bin dieser Einheit nie beigetreten. Warum trage ich es dann?“

Kalifornien. Die Feinde wollen ihn. Um nicht in die Hände einer Terrororganisation zu geraten, vertraut FBI-Agent Sebastian Schmidts der Serienmörderin Nadine Shark. Eine mysteriöse Frau, zu der er sich heimlich hingezogen fühlt, aber unnahbar scheint. Im Zwiespalt zwischen beruflicher Verpflichtung und aufwühlenden Gefühlen stößt sie ihm Erinnerungen über seine Vergangenheit vor den Kopf. Tief in ihm verborgen schlummern Geheimnisse. So wertvoll, dass die Feinde zu töten bereit sind, um sie zu erhalten. Das Problem nur, Sebastian kann sich an nichts erinnern. (Klappentext)

Nervenkitzel pur

Ich habe das Buch an einem einzigen Nachmittag auf dem Sofa durchgesuchtet. Es ist sowas von spannend und actiongeladen, dass man während des Lesens keine Verschnaufpause hat. Erst als es zu Ende war, habe ich gefühlt wieder Atem geholt.

Der zweite Band der Heart & Hazard Reihe dreht sich um Sebastian und seine frühere Partnerin Nadine, die man bereits im ersten Band ein bisschen kennenlernen durfte. Die beiden verbindet eine düstere Vergangenheit, in der es um die Machenschaften der  geheimnisvollen Organisation Blizzard geht. Auch in Band zwei zieht Blizzard die Fäden im Hintergrund, mit grausamen Experimenten und Intrigen. Aus all dem entwickelt sich eine fesselnde Handlung, in der sämtliche Elemente vertreten sind, die für mich einen großartigen Thriller ausmachen.

S.L. Marchs Schreibstil finde ich nach wie vor unfassbar packend, sogar noch besser als in Band eins. Sie schreibt mit so viel Emotion, die einen mitreißt. Dazu kommt eine komplexe Gesamthandlung, mit der sämtliche Nebenhandlungen irgendwie verbunden sind. Es gibt Rätsel, Action, große Gefühle, Abgründe, einfach alles. Auch die Figuren sind hervorragend und abwechslungsreich ausgearbeitet. Super spannendes Lesevergnügen! Also auf zu Band 3!

Mehr über die Autorin S.L. March erfahrt ihr auf ihrer Internetseite. Schaut unbedingt bei ihr vorbei!

Und mehr über die Heart & Hazard Series findet ihr hier! (Werbung wegen Verlinkung)

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ab 16 Jahre Krimi & Thriller Rezensionen Romane

Guillermo Martínez: “Der Fall Alice im Wunderland”

Guillermo Martínez
Eichborn Verlag
empfohlenes Alter: ab 16 Jahre
16.00 €

Grausam und makaber – eine Mordserie, inspiriert von den Motiven aus “Alice im Wunderland”

Die ehrwürdige Lewis-Carroll-Bruderschaft von Oxford ist einer Sensation auf der Spur: Eine bislang verschollene Seite aus Carrolls Tagebuch ist aufgetaucht – und offenbart brisante Details aus dem Leben des Schöpfers von Alice im Wunderland. Doch bevor die Bruderschaft den Fund veröffentlichen kann, geschehen mehrere makabre Morde – inspiriert von der Symbolik in Carrolls weltberühmtem Buch. Was bezweckt der Mörder mit dieser Botschaft? Arthur Seldom, hoch angesehener Professor für Logik und selbst Mitglied der Bruderschaft, macht sich zusammen mit seinem junger Doktorand aus Argentinien daran, das Motiv hinter der Mordserie zu entlarven. (Klappentext)

Mord im Wunderland

Zum zweiten Mal geraten Professor Arthur Seldom und der argentinische Doktorand, von dem wir immerhin den Anfangsbuchstaben ‚G‘ erfahren, in einen verzwickten Fall.

Die Handlung des Romans spielt im Sommer 1994 in Oxford. Kristen Hill, die ebenfalls eine Doktorandin Seldoms war, ehe sie zu einem Forschungsstipendium kam und sich nun mit den Tagebüchern von Lewis Carroll auseinandersetzt, hat einen sensationellen Fund gemacht. Einige Tagebuchseiten wurden einst von Carrolls Familienangehörigen vernichtet, doch Kristen findet eine Notiz, die den Inhalt besagter Seiten zusammenfasst. Welches brisante Geheimnis vermag diese Notiz zu enthüllen? Was verrät sie über den Schöpfer von „Alice im Wunderland“, das seine Verwandten verschweigen wollten? Die Lewis-Carroll-Bruderschaft gerät aus dem Häuschen. Doch bei der Versammlung, auf der die Nachricht enthüllt werden soll, kommt Kristen niemals an.

In diesem zweiten Kriminalfall rund um Professor Seldom, der gut 16 Jahre nach „Die Oxford-Morde“ publiziert wurde, zeigt sich ein deutlicher Reifegrad von Guillermo Martínez. Die Längen aus Band 1, in denen mathematische Theoreme erläutert wurden, sind zugunsten einer spannenden Handlung gekürzt. Den Leser erwartet ein kniffliger Krimi mit einer Reihe von Morden, die dem weltbekannten Kinderbuch entlehnt sind. Die immer wieder herausgezögerte Enthüllung des Tagebuchinhalts hat mich fast in den Wahnsinn getrieben.

Natürlich kenne ich „Alice im Wunderland“, doch über Lewis Carroll wusste ich bislang nichts. Nicht, dass er eigentlich Charles Dodgson hieß. Dass er ebenfalls Mathematiker war. Und auch nichts über seine – nun ja, heute würde man sagen skandalösen – Fotografien. Mit umso größerem Staunen habe ich die Forschungsergebnisse verfolgt, die im Buch durch die Vertreter der Lewis-Carroll-Bruderschaft erklärt werden. Für dieses umfangreiche Wissen hat sich Guillermo Martínez in die Sekundärliteratur eingearbeitet. Eine gigantische Recherchearbeit, die sich auszahlt.

Schockierend sind die Neigungen Carrolls. Wie gesagt, ich war im Vorfeld völlig unbedarft, was seine Biografie betrifft. Aus diesem Grund konnte der Roman bei mir seine volle Wirkung entfalten.

Der Aufbau der Handlung ist brillant, vielschichtig, wendungsreich. Jedes Detail ist perfekt aufeinander abgestimmt. Seien es die mysteriösen Tagebuchseiten, Carrolls Fotografien, die Morde oder die verschiedenen Blickwinkel, wobei alles mit den Betrachtungen der Logik unterlegt ist.

„Der Fall Alice im Wunderland“ ist ein extrem guter Kriminalroman, der wieder klassische Elemente des Genres aufgreift und gelungen umsetzt. Er ist meisterhaft recherchiert und strukturiert, mit einer spannenden, nicht vorhersehbaren Handlung von Anfang bis Ende.

Vielen Dank an die Bloggerjury und den Eichborn Verlag für das kostenlos zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!

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Sophie Oliver: “Grandhotel Schwarzenberg – Der Weg des Schicksals” (Die Geschichte einer Familiendynastie 1)

Sophie Oliver
beHEARTBEAT
Kindle: 6,99€

Bad Reichenhall, 1905. In dem exklusiven Kurort in den bayerischen Alpen verliebt sich die junge Anna Gmeiner in den Salzsieder Michael. Beide wünschen sich ein besseres Leben. Michael beschließt, sein Glück in der Ferne zu suchen und Anna nachzuholen. Doch dann geschieht ein schreckliches Verbrechen und Anna ist gezwungen, einen anderen Mann zu heiraten. Zwischen Salzbaronen, Hoteliers und reichen Kurgästen aus aller Welt muss sie sich ihren Platz im mondänen Bad Reichenhall erkämpfen.

Wie ein Heimatfilm

Die Familiensaga beginnt mit der Geschichte zweier Frauen aus grundverschiedenen Verhältnissen. Auf der einen Seite gibt es Anna Gmeiner, die ein entbehrungsreiches, hartes Leben lebt und nach dem Tod von Bruder und Vater für sich selbst kämpfen muss. Ihr Verlobter ist auf nach Übersee, um das große Geld zu machen und lässt nichts mehr von sich hören. So steht Anna allein im Leben und versucht über die Runden zu kommen. Sie erhält eine Stelle als Küchenhilfe im vornehmen Haus der Familie von Feil.

Katharina von Feil ist eine wohlerzogene, junge Dame, für die es längst Zeit ist, sich zu vermählen. Ihre Mutter ist eine herrische Frau, die über Katharinas Leben bestimmt und die Geschicke der gesamten Familie lenkt. Katharina fügt sich wie immer dem Willen ihrer Mutter und heiratet Friedrich Bahlow. Der ist einfach nur widerlich und vergreift sich an Anna. Die von Feils bieten Anna einen Ausweg aus ihrer fürchterlichen Situation und Katharina zieht die Konsequenz, nicht länger mit ihrem Ehemann unter einem Dach zu leben. Obwohl Anna und Katharina gegensätzliche Charaktere sind, sind beide auf ihre Art starke Frauen, die für sich, für ihr Schicksal und ihre Liebe kämpfen.

Das ist das Grundgerüst der Handlung. Sophie Oliver webt immer mehr Handlungsstränge und Figuren in die Geschichte, bis sie ein feines, aber komplexes Muster ergeben. Wie selbstverständlich fügt sich ein Teil in das andere, kommen neue Verstrickungen hinzu. Dabei bleibt die Handlung jedoch so klar, dass man nie den roten Faden oder die Übersicht verliert. Ihr Erzählstil ist feinsinnig, geschmeidig und sehr fesselnd. Ich hatte den Auftakt dieser Trilogie an zwei Tagen durchgeschmökert und kann kaum die Fortsetzung erwarten.

Stellenweise erinnert der Roman an einen Heimatfilm und ist noch nicht so ganz die große Familiensaga. Ich erwarte bei dem Wort Familiensaga etwas in der Größenordnung von Thomas Manns „Die Buddenbrooks“.  Es kommen ja auch noch zwei weitere Teile. Wenn die genauso gut werden, wie der erste Teil, dann Jippie!

Denn das „Grandhotel Schwarzenberg“ bietet ein großartiges Lesevergnügen. Es ist kurzweilig, aber nicht trivial. Die Autorin schildert die Bad Reichenhaller Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als wäre sie selbst dabei gewesen. Man kann sich wunderbar in die Geschichte hineinversetzen. Gefühlsmäßig wird sehr viel geboten. Es gibt die große Liebe, große Verluste, große Schicksalsschläge. Genau so muss mich ein Heimatroman unterhalten! Wunderbar!

Vielen lieben Dank an die Bloggerjury für das zur Verfügung gestellte E-Book!

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Nalini Singh: “Cherish Hope” (Hard Play, Band 2)

Nalini Singh
LYX Verlag
empfohlenes Alter: ab 16 Jahre
12,90€

Er steht für alles, was sie nicht will und doch verfällt sie ihm hoffnungslos

Nayna Sharma liebt ihre Familie über alles. Daher hat sie deren Drängen nachgegeben und zugestimmt zu heiraten – einen Mann, den ihre Eltern für sie auswählen. Doch schnell bereut sie ihre Entscheidung, denn jeder Kandidat ist schrecklicher als der zuvor. Und so beschließt sie, ein letztes Mal auszubrechen – und findet sich in den Armen eines Fremden wieder, der mit seinen Küssen und Berührungen Gefühle in ihr auslöst, die sie nie zuvor gespürt hat. Doch als sie ihm gesteht, dass sie nur eine Nacht will, beendet der geheimnisvolle Unbekannte ihr Abenteuer abrupt. Nayna ist verwirrt – und staunt nicht schlecht, als ihr ihre Eltern den nächsten Heiratskandidaten präsentieren. Es ist ausgerechnet der begnadete Küsser, der sie eiskalt abserviert hat… (Klappentext)

Bollywood mit pikanten Szenen

Wer von euch mag Bollywood genauso gerne wie ich? Ich besitze jede Menge Filme, sogar die Soundtracks dazu, und ich habe mich durch die gefühlt 6 Millionen Folgen von Jodha Akbar geguckt. Auf den ersten Seiten von “Cherish Hope” dachte ich: Ja! Das ist genau meins. Endlich Bollywood in Buchform.

Nayna entstammt einer traditionellen Familie, sie selbst achtet und schätzt Familie und Traditionen sehr hoch. Nachdem ihre ältere Schwester Schande über die Familie brachte, als sie vor Jahren mit einem Mann durchbrannte, ordnet Nayna sich den Grundsätzen ihrer Familie unter und versucht, es allen immer recht zu machen. Also stimmt sie zu, dass ihre Eltern einen geeigneten Ehemann für sie finden. Die Suche gestaltet sich schwierig, denn die meisten Kandidaten entpuppen sich als Schwachköpfe. Die ganze Prozedur der arrangierten Ehe ist für uns natürlich mit Vorurteilen belastet. Aber Nalini Singh schildert die Szenen unglaublich amüsant und es ist ja auch nicht so, dass Nayna gezwungen wird oder ihre Eltern sie mit irgendwem auf Teufel komm raus verheiraten wollen. Insgesamt ist Nayna eine moderne Frau. Sie hat studiert, arbeitet als Finanzexpertin und möchte ein selbstbestimmtes Leben führen, wofür sie dann auch kämpft.

Als männlichen Gegenpart gibt es Raj. Hm. Also abgesehen von seinem gottgleichen Aussehen gibt es nichts, was an ihm interessant gewesen wäre. Er bedient das Klischee des sexy Bauarbeiters. Eigentlich sollte er die starren Traditionen verkörpern, indem er sich eine Frau wünscht, die für ihn kocht und Kinder kriegt. Ich konnte nicht wirklich nachvollziehen, was Nayna an ihm reizt. Sie bezeichnet ihn häufig als sexy Adonis und ihren Liebhaber. Wäre mir für eine tiefgründige Liebe zu wenig. Die Beziehung zwischen den beiden dreht sich auch lange Zeit im Kreis, was für einige Langeweile beim Lesen sorgt. Ziemlich viele Phrasen werden ständig wiederholt.

Zwischendrin gab es immer wieder großartige Momente. Die Nebencharaktere entspringen geradewegs einem Bollywoodfilm. Nalini Singh beschreibt die Traditionen, die wunderschönen Gewänder und Feiern so schillernd, dass ich sie bildlich vor Augen hatte. Also trotz der übertriebenen, kitschigen und platten Liebesgeschichte zwischen den Hauptcharakteren würde ich das Buch empfehlen. Alle, die Bollywood lieben, werden die Parallelen im Buch zu schätzen wissen und sich unglaublich amüsieren.

“Cherish Hope” ist der zweite Band der Hard Play-Reihe von Nalini Singh.

Bisher ist bereits erschienen:

Auf diese Bände können wir uns noch freuen:

Band 3 erscheint am 28. August 2020
Band 4 erscheint am 28. August 2020

Vielen lieben Dank an die Bloggerjury und LYX für das Rezensionsexemplar!

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ab 16 Jahre Rezensionen Romane

Sarah Perry: “Melmoth”

Sarah Perry
Eichborn Verlag
empfohlenes Alter: ab 16 Jahre
24,00€

Ein fesselnder und wunderbar unheimlicher Roman

Helen Franklins Leben nimmt eine jähe Wende, als sie in Prag auf ein seltsames Manuskript stößt. Es handelt von Melmoth – einer mysteriösen Frau in Schwarz, der Legende nach dazu verdammt, auf ewig über die Erde zu wandeln. Helen findet immer neue Hinweise auf Melmoth in geheimnisvollen Briefen und Tagebüchern – und sie fühlt sich gleichzeitig verfolgt. Liegt die Antwort, ob es Melmoth wirklich gibt, in Helens eigener Vergangenheit? (Klappentext)

Eine Studie über menschliche Abgründe statt Schauermärchen

Speziell für die Herbstzeit schien mir dieser „fesselnde und wunderbar unheimliche Roman“ bestens geeignet. Doch leider weckt der Klappentext vollkommen falsche Erwartungen. Prag – die Goldene Stadt – war einstmals kulturelles und politisches Zentrum. Mit seinen verwinkelten Gässchen, den historischen Bauten, unzähligen Kirchen und Brücken und einer bewegenden Vergangenheit bietet sich die Stadt als Schauplatz einer Schauergeschichte geradezu an. Und dann wird einem auch noch die Legende um eine Frau in Schwarz versprochen, die auf ewig dazu verdammt ist, auf Erden zu wandeln. Ich war sehr begierig darauf, mich gruseln zu lassen und wollte mich total auf die Handlung einlassen. Allerdings erwies sich dieses Vorhaben als nicht ganz leicht.

Zuerst einmal ist Melmoth keine tschechische Legende. Davon bin ich fälschlicherweise ausgegangen und hatte gedacht, dass Prag daher eine gewichtigere Rolle in der Handlung einnehmen würde. Aber eigentlich hätte die Handlung auch an jedem anderen beliebigen Ort auf der Welt spielen können. Es geht hauptsächlich um ein Manuskript, in dem verschiedene Berichte, Aufzeichnungen und Briefe über die Begegnung mit Melmoth zusammengetragen wurden. Diese Berichte stammen aus unterschiedlichen Ländern und Epochen. Helen Franklin wurde das Manuskript unter unheimlichen Umständen ausgehändigt. Helens Lektüre der Aufzeichnungen nimmt einen Großteil des Buches ein. Immer geht es um Menschen, die eine besonders schwerwiegende Schuld auf sich geladen haben und von Melmoth, der Zeugin, beobachtet wurden, bis sie der Sagengestalt mit den blutigen Füßen tatsächlich begegnet sein sollen. Da auch Helen ein Geheimnis aus der Vergangenheit mit sich herumträgt, verfällt sie bald der paranoiden Vorstellung, selbst in Melmoths Visier geraten zu sein.

Die verschiedenen Figuren und ihre Schilderungen über ihr Leben bis Melmoth sich ihnen offenbart haben soll, sind sehr ausschweifend beschrieben. Insbesondere der Bericht über die Nazizeit und Judenverfolgung wird in allen Schrecknissen ausgeschlachtet und nimmt einen derart hohen Stellenwert ein, dass ich mittendrin dachte, ich bin in einem Buch über den 2. Weltkrieg gelandet. Hier ist die Autorin ziemlich vom Thema abgekommen.

Jedenfalls wartet man mehr oder minder gespannt darauf, mehr über Helen zu erfahren und welche Schuld sie auf sich geladen hat. Die Enthüllung dessen haut einen nach den Bildern der Judenverfolgung echt nicht mehr von den Socken. Dagegen nimmt sie sich sogar ausgesprochen banal aus und erst recht das (Happy) End wirkt schon fast ein bisschen lächerlich.

 Ein anderer Kritikpunkt ist für mich der Schreibstil. Bei Sätzen wie „Schauen Sie!“ oder „Haben Sie den Schatten hinter Helen bemerkt?“ hatte ich das Gefühl, als würde die Autorin mein Kinn packen und in die Richtung rucken, in die ich zu gucken hatte. Es ist definitiv nicht leicht in „Melmoth“ einzutauchen und derartige Wendungen haben mich immer wieder aus der Handlung gerissen. Auch die vielen Figuren, die im Buch vorkommen, sind abstoßend. Selbstverständlich, denn sonst wären sie ja keine Zielscheibe für Melmoth.

Zwar sehe ich den roten Faden, den die Autorin gesponnen hat, aber leider wird der häufig überlagert von den zu ausführlichen Berichterstattungen in den Manuskriptseiten, den zahlreichen Figuren und ihren Problemen, die teils absolut nichts mit Melmoth zu tun haben. Und letztendlich der Schreibstil, der mir die Lektüre einfach zusätzlich erschwert hat.

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ab 16 Jahre Historische Romane Rezensionen Romane

Esi Edugyan: “Washington Black”

Esi Edugyan
Eichborn Verlag
empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
24,00€

Die Flucht ist nur der Anfang

Barbados, 1830: Der schwarze Sklavenjunge Washington Black schuftet auf einer Zuckerrohrplantage unter unmenschlichen Bedingungen. Bis er zum Leibdiener Christopher Wildes auserwählt wird, dem Bruder des brutalen Plantagenbesitzers. Christopher ist Erfinder, Entdecker, Naturwissenschaftler – und Gegner der Sklaverei. Das ungleiche Paar entkommt in einem selbst gebauten Luftschiff von der Plantage. Es beginnt eine abenteuerliche Flucht, die die beiden um die halbe Welt führen wird.


Eine Geschichte von Selbstfindung und Verrat, von Liebe und Erlösung. Und eine Geschichte über die Frage: Was bedeutet Freiheit?  (Klappentext)

Ein lebendiger Schreibstil, aber ein Bruch in der Handlung

Washington Black wird als Sklave geboren und kennt nichts anderes, als zu schuften und Misshandlungen und Gräueltaten durch den Plantagenbesitzer und seine Aufseher mitzuerleben und zu fürchten. Als Leser ist man sofort mittendrin in den von Esi Edugyan geschaffenen, emotional aufwühlenden und verstörenden Bildern. Die Autorin schildert die Schrecken der Sklaverei recht unverblümt, jedoch ohne die Seiten mit unnötig schauderhaften und blutrünstigen Details vollzustopfen. Es ist eine gemäßigtere Darstellung der Sklaverei, die dadurch aber nicht weniger bedrückend wirkt. Das scheinbar ausweglose Schicksal des Washington Black, der ja nur ein kleiner Junge ist, zieht einen sofort in seinen Bann.

Als der Bruder des Plantagenbesitzers zu Besuch kommt, wendet sich Washs Leben. Titch wählt ihn zu seinem Leibdiener und bringt dem Jungen Lesen und Schreiben bei. Dabei entdeckt er Washs zeichnerische Begabung die Natur detailgenau einzufangen. Titch selbst ist Wissenschaftler mit einem ausgeprägten Vater-Komplex. Sein Hauptanliegen ist die Fertigstellung eines Luftschiffes, mit dem er und Wash schließlich von der Plantage fliehen müssen. Ab diesem Moment beginnt die abenteuerliche Reise von der tropischen Insel bis ins eisige Polargebiet. Und ab diesem Moment erfährt auch das Buch eine Wendung. Das auf dem Cover gepriesene Luftschiff geht nach nur einem kurzen Flug kaputt und spielt danach im Buch keine Rolle mehr. Schade, denn irgendwie hat man sich mehr erhofft.

In der zweiten Hälfte des Buches soll die Suche nach Freiheit eine zentrale Rolle spielen. Jede Figur sucht sie auf unterschiedliche Weise. Da sämtliche Figuren sehr vielschichtig und einige nicht unbedingt sympathisch sind, muss man schon etwas grübeln, wer seine Freiheit wie zu finden gedenkt. Washington Black hingegen hindert sich im gesamten Verlauf selbst daran, seine persönliche Freiheit zu finden. Natürlich ist seine Situation als Ex-Sklave schwierig, doch er hat eine gewisse Ausbildung erfahren und bewegt sich mühelos in intellektuellen Kreisen. Besonders der letzte Teil der Handlung wird von Washingtons fanatischer Suche nach seinem ehemaligen Wegbegleiter (und unabdingbaren Wegbereiter?) dominiert. Er ergreift keine der Chancen, die ihm gegeben werden, um sich ein eigenes Leben aufzubauen und glücklich zu werden. Dabei bieten sich ihm gerade durch sein künstlerisches Talent und seine Bekanntschaft mit einem berühmten Meeresbiologen zahlreiche Möglichkeiten. Diese unentwegt ungenutzt verstreichenden Entwicklungschancen frustrieren beim Lesen.

Am Ende reiht sich ein absurder Zufall an den anderen, bis Wash endlich Titch wiederbegegnet.  Das lang ersehnte Zusammentreffen dieser beiden Figuren fesselt zwar bis zur letzten Seite, doch am Ende kann ich eine gewisse Unzufriedenheit über den Ausgang der Geschichte nicht verleugnen. Was genau will die Autorin uns damit sagen? Da muss doch noch mehr kommen? So viele Fragen bleiben ungeklärt, so viele Fäden hängen in der Luft, dass der Eindruck entsteht, das Buch musste rasch beendet werden, weil keiner mehr genau wusste, worauf es am Ende hinauszielt.

Am Ende möchte ich mich noch beim Verlag bedanken, der mir „Washington Black“ zu Rezensionszwecken überlassen hat!

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ab 14 Jahre ab 16 Jahre Frauenromane Jugendliteratur Rezensionen Romane

Charlotte Lucas: “Fünf Sterne für dich”

Charlotte Lucas
Bastei Lübbe Verlag
empfohlenes Alter: ab 16 Jahre
18,00€

Für ein gutes Leben gibt es ein simples Rezept: Man muss nur alles Schlechte vermeiden.

Davon ist Konrad fest überzeugt, denn er hat schon genug Schlimmes erlebt. Seinen Lebensunterhalt verdient er, indem er bezahlte Rezensionen nach Kundenwunsch schreibt. Auch privat versieht er alles mit Sternen: die flinke Kassiererin, den lauwarmen Kaffee … und Pia, die neue Klassenlehrerin seiner Tochter. Zu hübsch, zu unsicher, nicht geeignet für den Lehrberuf. Gerade mal zwei knappe Sterne von fünf.

Als Pia davon Wind bekommt, will sie Konrad eine Lehre erteilen. Dass er zum neuen Elternvertreter gewählt wird, passt ihr da bestens ins Konzept. So kann sie ihn mit lästigen Aufgaben ordentlich ins Schwitzen bringen. Doch als einer ihrer Schüler gemobbt wird, erweist sich ausgerechnet Konrad als Hilfe… (Klappentext)

Leider nur drei Sterne für dich

Dies ist mein erstes Buch von der Autorin, die unter dem Pseudonym Charlotte Lucas veröffentlicht. Zuerst einmal macht natürlich der Name neugierig. Alle Jane Austen Fans wissen, wovon ich rede. Man fliegt also wie eine Biene zum Honig, angelockt von der süßen Erwartung auf Unterhaltung, die es vielleicht doch ansatzweise mit „Stolz und Vorurteil“ aufnehmen kann. Da auch die anderen Bücher  derselben Autorin gute Rezensionen erhalten haben, war ich zu Beginn der Lektüre mehr als positiv eingestimmt.

Konrad ist alleinerziehend und mit seiner 12jährigen Tochter frisch nach Hamburg gezogen. Sein Talent, Rezensionen zu Produkten zu verfassen, die er weder benutzt noch benötigt, ist beeindruckend. Seine Rezensionen lesen sich amüsant … und ja, irgendwie geht einem ein Licht auf, wenn man sich selbst durch Produktbewertungen klickt und auf gewisse Standardformulierungen trifft. Ansonsten ist Konrad ein überfürsorglicher, absolut gluckenhafter Vater, der seine Tochter Mathilda wie ein Kleinkind behandelt. Alles und jeden packt er in sein Fünf-Sterne-Bewertungsschema. So auch die junge, unerfahrene Klassenlehrerin seiner Tochter, Pia, der selbstverständlich diese gering schmeichelhafte Bewertung ihrer selbst in die Finger fällt. Daraufhin schikaniert sie Konrad, der sich versehentlich als Elternsprecher aufstellen ließ, mit jeder Menge organisatorischer Aufgaben.

Diese Konstellation verspricht einiges an Unterhaltungswert, einen schlagfertigen Kleinkrieg zwischen Vater und Lehrerin, ehe sich die beiden auf romantische Weise einander annähern. Doch leider wird das Potenzial nicht ausgeschöpft. Die Handlung verliert sich in den schulischen Belangen der Klasse 7d, oberflächlichen WhatsApp-Gruppenchats und kindischen Mobbing-Aktionen. Viele Charaktere und Situationen sind überzeichnet. Wenn sie ansatzweise den Charme von „Fack ju Göhte“ gehabt hätte, wäre die Schulgeschichte vielleicht ansprechender gewesen.

So aber wartet man vergebens auf eine charmante Liebesgeschichte. Am Ende kommt kurz ein bisschen Dramatik auf, als das Geheimnis um Mathildas Mutter gelüftet wird. Allerdings finde ich diese Aufklärung nicht stimmig mit der Gesamthandlung. Das alles dominierende Thema ist nun mal die Schulgeschichte. Zwischendrin flammt zaghaft die Liebesgeschichte zwischen Konrad und Pia auf. Das Thriller-Element über den Verbleib von Mathildas Mutter ist zwar aufregend, aber es passt nicht richtig in einen Roman, der von banalen Pausenhofgeschichten beherrscht wird. Von daher frage ich mich am Ende, wer die Zielgruppe von „Fünf Sterne für dich“ sein sollte? Offenbar sollte die ziemlich breit gefächert sein. Leider gibt es von mir nur drei Sterne, die sich hauptsächlich auf die liebevoll gestaltete Aufmachung des Buches beziehen.

Charlotte Lucas: “Dein perfektes Jahr”
Charlotte Lucas: “Wir sehen uns beim Happy End”
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ab 16 Jahre Frauenromane Rezensionen Romane

Petra Hülsmann: “Meistens kommt es anders, wenn man denkt”

Petra Hülsmann
Bastei Lübbe
empfohlenes Alter: ab 16 Jahre
12,00€

So’n Herz hält ganz schön viel aus. Das ist zäh.

Nele hat von der Liebe die Nase gestrichen voll. Ihr neuer Job bei einer angesagten Hamburger PR-Agentur soll ab jetzt an erster Stelle stehen. Inhaber Claas betraut sie mit der Imagekampagne für den Politiker Rüdiger Hofmann-Klasing, dessen Umfragewerte tief im Keller sind – aus gutem Grund, wie sie bald herausfindet. Darüber hinaus beschließt ihr kleiner Bruder Lenny, der das Down-Syndrom hat, sich eine eigene Wohnung zu suchen. Ausgerechnet Nele soll ihn im Kampf mit den besorgten Eltern unterstützen, dabei ist sie doch insgeheim die größte Glucke von allen. Um das Chaos perfekt zu machen, stellt Nele fest, dass Claas mehr als nur ein netter Chef für sie ist und dass er ihr Herz ganz schön zum Stolpern bringt. Aber soll sie sich von der Liebe etwa schon wieder einen Strich durch die Rechnung machen lassen? (Klappentext)

Ein bisschen Kitsch muss manchmal sein

Nele hat schon einige Beziehungen hinter sich, in die sie viel investiert hat. Sie hat sich verbogen und verrenkt, um es ihrem Partner recht zu machen, wurde am Ende jedoch nur enttäuscht, betrogen oder abgeschossen. Damit ist jetzt Schluss. An oberster Stelle steht fortan ihre Karriere in einer Hamburger PR-Agentur. Dass Neles Prinzipien auf die Probe gestellt werden, dafür sorgt ihr charmanter Chef.

Mir gefällt Nele als junge Frau, die sich auf ihre Karriere konzentriert, gute Ideen für Kampagnen einbringt und dafür die Anerkennung bekommt, die sie verdient. Sie ist eine sehr liebenswürdige Figur, die für alles Verständnis aufbringt und immer ihr Bestes gibt. Über so viel Liebenswürdigkeit konnte ich manchmal nur den Kopf schütteln. Bei einer Liebesgeschichte wie dieser muss es keinen zu tiefst komplexen Charakter geben, aber Nele ist in ihrer Perfektion irgendwie eindimensional.  Egal,  was es ist, sie mischt bei allem mit. Ob es die Hochzeitsvorbereitungen ihrer Eltern sind, sie ihren Bruder bei der Suche nach einer Wohnung und Arbeit unterstützt oder ob es die Erstellung von Kampagnen ist. Nele schafft alles mit Bravour. Wie nebenbei erledigt sie die Arbeit ihrer Kollegen, näht die Hochzeitsoutfits, kocht Marmelade und bleibt – abgesehen von den enormen Minderwertigkeitskomplexen, die sie bei mir hervorruft – ein äußerst sympathischer Charakter.

Die Handlung ist nicht so vorhersehbar, wie man vermuten möchte. Viele Klischees, die man bei einer Liebelei zwischen Angestellter und Chef erwartet, werden nicht erfüllt. Das ist sehr erfrischend und sorgt auch für ein gewisses Suchtpotential. Schließlich lässt es einem keine Ruhe, wie es mit den Figuren denn nun wirklich weitergeht. Claas ist definitiv kein Bad Boy, der erobert werden muss. Die Liebesgeschichte zwischen ihm und Nele wird sehr zartfühlend beschrieben. Auch die Nebenfiguren und -handlungen sind detailliert herausgearbeitet und ergeben ein wunderbares Gesamtbild.

„Meistens kommt es anders, wenn man denkt“ ist ein unterhaltsamer Sommerroman, leicht wie eine laue Brise und erzeugt beim Lesen eine wunderbare Sommeratmosphäre von Hamburg und Spaziergängen an der Elbe.

Vielen Dank an Bastei Lübbe und die Lesejury für das Rezensionsexemplar!

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ab 16 Jahre Krimi & Thriller Rezensionen Romane

Caroline Kepnes: “YOU – Du wirst mich lieben”

Karoline Kepnes
LYX Verlag
empfohlenes Alter: ab 16 Jahre
12,90€

Joe Goldberg ist gutaussehend, charmant – und bereit, sich endlich zu verlieben. Als die angehende Autorin Guinevere Beck die Buchhandlung betritt, in der er arbeitet, ist er augenblicklich von ihr hingerissen. Er weiß, dass er sie wiedersehen muss, und tut, was jeder in seiner Situation tun würde: Er googelt ihren Namen und findet alles über sie heraus, was er kann, um ihr “zufällig” ein zweites Mal zu begegnen. Beide spüren die Verbindung, die zwischen ihnen herrscht – es ist die perfekte Liebesgeschichte.

…oder?

Denn Joe ist nicht der, der er vorgibt zu sein. Und auch hinter Becks unschuldigem Lächeln verbirgt sich mehr als gedacht. Bald schon gerät ihre Beziehung außer Kontrolle – und die Abgründe, die sich dabei auftun, haben tödliche Konsequenzen… (Klappentext)

Die Geschichte eines Stalkers

Er ist der nette Typ hinter der Ladentheke in der Buchhandlung. Ein smartes Lächeln, ein paar charmante Sprüche; er ist intelligent und gutaussehend. Als Joe die junge Studentin Guinevere Beck kennenlernt, sieht anfangs alles nach einem harmlosen Flirt aus. Doch für Joe ist es mehr. Da Beck ihren Einkauf mit Kreditkarte bezahlt, kennt Joe ihren vollen Namen. Routiniert beginnt er Nachforschungen über Becks Leben, Familie und Freunde im Netz anzustellen. Ihre öffentlichen Profile in den sozialen Medien machen es ihm leicht, ihre Adresse herauszufinden und ihre Gewohnheiten zu erforschen.

Es ist interessant, diese obsessive Verfolgung einer Person aus der Sicht des Stalkers zu erleben. Denn die einzelne Handlung, um mehr über Beck herauszufinden, kommt einem anfangs  noch gar nicht so unheimlich vor. Jeder, der sich schon einmal durch die Profile anderer auf Instagram oder Facebook geklickt hat, wird das sicher auch so sehen. Allein die Summe dieser Taten macht sie so krank. Und letztendlich die deutliche Grenzüberschreitung, als Joe in Becks Wohnung einbricht und diverse Souvenirs mitnimmt. Ab diesem Zeitpunkt nimmt die Sympathie rasch ab und das restliche Verständnis, das man zuvor – mit Hühneraugen zukneifen – noch für Joe aufbrachte, ist dahin.

Dabei erscheint mir Joe wie ein Bilderbuch-Stalker. Er geht präzise und systematisch vor, versucht zunächst, alles und jeden aus Becks Umfeld kennenzulernen und die perfekte Situation zu konstruieren, ehe er sich ihr ein weiteres Mal nähert. Er will der perfekte Mann sein. Dass Joe bei all seinen Bemühungen auch Rückschläge einstecken muss, führt auch zu komischen Situationen und lockert die Geschichte zwischendrin immer wieder auf. Doch schließlich ist er ein hochintelligenter Charakter mit einer wirklich krankhaften Obsession, der andere Menschen lediglich als Hindernisse wahrnimmt, die beseitigt werden müssen. All sein Denken und Handeln ist auf das Objekt seiner Begierde ausgerichtet. Und dieses Thema dominiert das gesamte Buch. Was fehlt, ist ein Gegenpart zu Joe. Irgendjemand, der ihm auf die Schliche kommen könnte und die Spannung dadurch anfacht. Doch es gibt keine einzige Figur, die ihm gewachsen zu sein scheint. Über 500 Seiten lang manipuliert und mordet Joe vor sich hin.

So aufregend es ist, in die verzerrte Logik eines Stalkers abzutauchen und so sehr ich die psychoanalytische Leistung der Autorin auch bewundere, im Endeffekt war es eine langatmige Geschichte mit vielen Wiederholungen und einem leider vorhersehbaren Ende.

Vielleicht wird Joe jedoch in der Fortsetzung endlich mit seinenVerbrechen konfrontiert? “Hidden Bodies – Ich werde dich finden” erschien bereits 2016 bei LYX.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Verlag für das Rezensionsexemplar!