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ab 14 Jahre Fantasy für junge Erwachsene Jugendliteratur Rezensionen

Jonathan Stroud: “Scarlett & Browne – Die Berüchtigten” (Die Scarlett-&-Browne-Reihe, Band 2)

Jonathan Stroud
cbj Verlag
Lesealter: ab 14 Jahre
448 Seiten
Gebundene Ausgabe: 22,00€

Ein unschlagbares Duo wird zur Legende

Albert und Scarlett sind nach ihren letzten Abenteuern wie geplant vor ihren Widersachern in den Norden Englands geflüchtet. Dort plündern sie mittlerweile als eingespieltes Duo die Häuser reicher Städter und teilen ihre Beute mit den Armen des Landes. Als sie den lukrativen Auftrag bekommen, eine Lieferung mit kostbaren Artefakten zu stehlen, sind sie begeistert. Doch bevor es dazu kommt, geraten sie in einen Hinterhalt ihrer alten Feinde und werden vor eine folgenschwere Wahl gestellt. Wenn sie gemeinsam diese Herausforderung bestehen wollen, muss Scarlett sich entscheiden, wofür sie eigentlich kämpfen möchte, und Albert seine besonderen Kräfte als Gabe akzeptieren. (Klappentext)

Keine Zeit zum Durchatmen

Sechs Monate sind seit den Geschehnissen aus Band 1 vergangen. Aber Scarlett und Albert waren in dieser Zeit alles andere als untätig. Albert konnte viel von Scarletts Überlebensfähigkeiten lernen und tappt nicht länger tollpatschig von einer Gefahr in die nächste. Als Team sind die beiden zu einer unschlagbaren Einheit verschmolzen. Während ihrer Raubüberfälle bedarf es zwischen den beiden nur weniger Worte. Das Vertrauen ineinander ist stark. Kaum jemand scheint ihnen gewachsen zu sein.

Zeit zum Verschnaufen bleibt Scarlett und Albert jedoch nicht. Nachdem sie von der Bruderschaft der Hand in einen Hinterhalt gelockt wurden, bleibt ihnen nur wenig Zeit, um sich auf eine gefährliche Mission zu begeben.

Nervenkitzel wird in diesem Band ganz groß geschrieben. Genauso wie Scarlett und Albert hat man als Leser keinen Moment zum Durchatmen. Einbrüche, wilde Verfolgungsjagden und die permanente Gefahr von Feinden geschnappt oder von mutierten Rieseneulen gefressen zu werden, begleiten einen von Seite zu Seite. Gewürzt ist das alles mit den unglaublichsten Wortgefechten, die nur ein Jonathan Stroud zu Papier bringen kann. Dieser Humor ist einmalig und so fesselnd, dass man das Buch gar nicht aus der Hand legen kann.

Das Setting ist ziemlich ausgefallen. Die Handlung spielt in einem zukünftigen England, dass nach der “Großen Verheerung” ein postapokalyptisches Schlachtfeld geworden ist. Die gesamte Zivilisation, wie wir sie kennen, ist untergegangen, und vieles in Vergessenheit geraten. Außerhalb der Siedlungen leben riesige mutierte Tiere, die nach Blut lechzen, und die “Gezeichneten”, bei denen es sich um eine Art Zombies handelt. Aber auch innerhalb der Siedlungen ist das Überleben gefährlich. Die sogenannten Glaubenshäuser legen strenge Regeln fest. Jeder, der von der Norm abweicht, wird gnadenlos ausgerottet. Es ist ein wahrhaft schreckliches Szenario, durch das sich Scarlett und Albert kämpfen müssen. Skrupellos und mit viel Wortwitz kämpfen sie um ihren Platz in dieser lebensbedrohlichen Umgebung.

In diesem Band erfährt man mehr über Scarletts Vergangenheit. Und Albert gerät an einen Gegner, der ihn zwingt, sich mit seinen Fähigkeiten auseinanderzusetzen. Der Showdown ist spektakulär und feinstes Kopfkino. Großartig!

Vielen Dank an cbj für das Rezensionsexemplar!

Kennst du schon Band 1? Lesen, lesen, lesen … mehr kann ich dazu nicht sagen.

Hier kommst du zu meiner Rezension von Band 1
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ab 14 Jahre für junge Erwachsene Jugendliteratur Rezensionen

Meredith Tate: “Halt die Klappe und küss mich”

Meredith Tate
cbt Verlag
Lesealter: ab 14 Jahre
Taschenbuch: 10,00€

Online mag ich dich lieber

Stella Greene und Wesley Clarke können sich nicht ausstehen. Nicht nur, dass sie erbitterte Rivalen sind, wenn es darum geht, die besten Noten einzufahren, auch bei abfälligen Bemerkungen und dreckigen Tricks stehen sich die beiden in nichts nach. Und um Stufenbester zu werden und das damit verbundene Stipendium einzusacken, sind ihnen alle Mittel recht. Was Stella und Wes jedoch nicht ahnen: Sie haben mehr gemeinsam als sie denken. Beide sind Fans einer beliebten TV-Serie und beginnen, anonym miteinander zu chatten – ohne zu wissen, wer auf der anderen Seite ist. Während sich die beiden online immer näher kommen und auch im echten Leben ein Schulprojekt Stella und Wes dazu zwingt, mehr Zeit miteinander zu verbringen, müssen beide erkennen, dass sie einander besser verstehen als irgendjemand sonst … (Klappentext)

Fans klassischer Highschoolromanzen aufgepasst: Für euch gibt es Nachschub!

Stella und Wesley kommen aus völlig gegensätzlichen Verhältnissen. Stellas Leben ist von Entbehrungen geprägt. Mutter und Schwester arbeiten hart, um die Familie irgendwie über Wasser zu halten. Deshalb gibt Stella in der Schule alles, um als Jahrgangsbeste abzuschließen und das Stipendium für’s MIT zu bekommen. Mit einem Spitzenabschluss und einem guten Job hofft sie, niemals wie ihre Familie zu werden.

Dagegen stammt Wesley aus einem wohlhabenden Viertel. Nachhilfelehrer und Tutoren sorgen dafür, dass er schulische Topleistungen erbringt, denn Wesley soll nach dem Abschluss in die Fußstapfen seiner Eltern treten. Aber er hat seinen eigenen Traum und weiß, dass seine Eltern ihn darin nicht unterstützen werden. Er will das Stipendium unbedingt haben, um auf das College seiner Wahl zu gehen und unabhängig von seinen Eltern zu sein. Der Konkurrenzkampf zwischen den Charakteren ist gigantisch, ebenso der Leistungsdruck. Keiner schenkt dem anderen etwas, was zu witzigen Neckereien führt.

Neben den vielen Schularbeiten haben Stella und Wesley nur eine gemeinsame Leidenschaft: eine gewisse Scifi-Serie. In einem Fanforum freunden sich die beiden an, teilen ihre Gedanken und sind so offen, wie sie es im wahren Leben nicht sein können. Allerdings weiß keiner von beiden, wer ihr Online-Chatpartner ist. Sie fiebern der bevorstehenden Sci-Con entgegen, denn dort wollen sie einander treffen.

Die Geschichte zwischen Stella und Wesley fällt in die Rubrik Highschoolromanze. Der heiße Sunnyboy und das Außenseitermädchen mit dem Herzen aus Gold. Erst hassen sie sich, dann lieben sie sich. Von solchen Geschichten kann ich nicht genug bekommen, und mir hat auch diese gefallen. Bloß das Drumherum um die Scifi-Serie fand ich zu ausschweifend. Da gibt es Drehbuchauszüge, Fanfiction, Chatverläufe, Gedankenspiele und Analysen zu möglichen alternativen Enden, es wird an Cosplay-Kostümierungen gearbeitet. Dafür konnte ich wenig Begeisterung aufbringen, auch wenn man selbst Serien kennt und liebt und gerne weitergesponnen hat. Dadurch hatte die Geschichte einige Längen. Die Passagen mit Stella und Wesley haben sich aber gut gelesen. Von daher würde ich das Buch als leichte Lektüre für den Sommerurlaub empfehlen.

Vielen lieben Dank an den Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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ab 14 Jahre Fantasy Jugendliteratur Rezensionen Romantasy

Julia Dippel: “Izara – Stille Wasser” (Die Izara-Reihe, Band 2)

Julia Dippel
cbt Verlag
empfohlenes Alter: ab 14 Jahre
Taschenbuch: 10,00€

Eine Welt voller Geheimnisse, eine Jagd auf Leben und Tod … und eine verbotene Liebe

Die gesamte unsterbliche Welt weiß nun von Izara, und während ihr Vater im Kerker der Phalanx schmort, wird Ari von der Liga vorgeladen. Um aber in der Hauptstadt der Katakomben bestehen und ihre verbotene Verbindung zu Lucian geheim halten zu können, sieht sie sich gezwungen, zweifelhafte Hilfe anzunehmen. Dabei verstrickt sie sich immer weiter in einem gefährlichen Netz aus Lügen, Vorwürfen und Zweifeln und muss sich neben dem Hohen Rat auch noch den Hexen und Lucians Familie stellen. (Klappentext)

Romantasy vom Feinsten

Die Izara-Reihe handelt von Ari, die glaubt, eine normale Jugendliche zu sein und sich plötzlich gefährlichen übernatürlichen Wesen gegenübersieht. Zusammen mit dem geheimnisvollen und unglaublich heißen Lucian gerät Ari in einen Strudel aus Intrigen, Verrat und Liebe. „Izara – Stille Wasser“ ist der zweite von insgesamt vier Bänden.

Nach dem 1. Band ist eines klar: Ari ist Izara, das ewige Feuer, ein wahrgewordener Mythos. Aus diesem Grund wird sie von der Liga in die Hauptstadt Patria vorgeladen. Doch um dort bestehen zu können, muss sie die verbotene Verbindung zu Lucian geheim halten. Das stellt die Beziehung auf eine harte Probe. Außerdem droht Ari von vielen verschiedenen Seiten Gefahr. Pakte werden geschlossen, Schwüre geleistet, Intrigen gesponnen.

Neben der verzwickten Handlung fesseln einen auch die zahlreichen neuen Charaktere, die allesamt sehr detailliert und abwechslungsreich gestaltet wurden. Allen voran Bel, der Teufel mit Herz, der vor allem mit seinem Humor und Charme begeistert. Oder auch Lucians Bruder Elias, der ganz anders ist, als ich ihn anfangs eingeschätzt hätte.

Den 1. Teil habe ich als Hardcover bereits vor einigen Jahren gelesen. Er war fesselnd, spannend, witzig, romantisch. Alles genau in der richtigen Dosis. Danach landete die Reihe aber im Bücherschrank und geriet ins Vergessen. Nun kommen die Bände im Taschenbuchformat heraus, sodass ich endlich zur Fortsetzung gegriffen habe. Ehrlich gesagt, kann ich nur über mich selbst den Kopf schütteln: Wieso habe ich die Bücher nicht eher gelesen!? Die Geschichte ist ja so unfassbar spannend, dass ich das gesamte Buch an einem einzigen Tag auf dem Sofa ausgelesen habe. Sorry, Kids, aber Mama MUSS lesen! Geht spielen.

Große Gefühle, Action, Intrigen und alles fein gewürzt mit der richtigen Portion Humor. Und dann das Ende! Wie fies ist das denn bitte!? Cliffhanger sind so gemein. Da trifft es sich gut, dass die Reihe vollständig ist und ich mir sofort den nächsten Band besorgen kann.

Die Autorin hat einen tollen Schreibstil und eine fantastische Geschichte gezaubert die mich rundum begeistern konnte. Dass ein Buch es schafft, einen so in den Bann zu ziehen, ist wirklich selten. Deshalb gibt es von mir die klare Empfehlung: lesen, lesen, lesen!

Vielen lieben Dank an das Bloggerportal und den cbt Verlag für das Rezensionsexemplar!

Die Bände in der Übersicht:
Julia Dippel: “Izara – Das ewige Feuer” Die Izara-Reihe, Band 1
Julia Dippel: “Izara – Sturmflut” Die Izara-Reihe, Band 3 erscheint als Taschenbuch im Sommer 2022
als Hardcover oder Paperback längst erschienen: Julia Dippel: “Izara – Verbrannte Erde” Die Izara-Reihe, Band 4
Oder wenn euch der Teufel mit Herz gefallen hat:
Izara 5: Belial: Götterkrieg – Aus den Izara-Chroniken | Das lang ersehnte Spin-Off
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ab 14 Jahre Fantasy für junge Erwachsene Jugendliteratur Rezensionen

Jonathan Stroud: “Scarlett & Browne – Die Outlaws” (Die Scarlett-&-Browne-Reihe, Band 1)

Jonathan Stroud
cbj Verlag
empfohlenes Alter: ab 13 Jahre und älter
22,00€
Ein tolldreistes Duo in den Wilden Weiten Englands

Ein tragisches Unglück in ihrer Vergangenheit hat Scarlett McCain zur Gesetzlosen gemacht. Inzwischen ist sie eine geschickte Bankräuberin, hervorragende Kämpferin und Meisterschützin. Nach einem ihrer Beutezüge trifft sie bei ihrer Flucht durch die Wälder auf den hilflosen etwa gleichaltrigen Albert Browne. Wider besseres Wissen erklärt sich Scarlett bereit, ihm zu helfen. Ein fataler Fehler. Halb England ist dem Jungen auf den Fersen, der über eine geheimnisvolle Fähigkeit verfügt, und die andere Hälfte jagt Scarlett wegen ihrer Überfälle. Und so beginnt eine halsbrecherische Flucht durchs ganze Land, die Verfolger im Nacken … (Klappentext)

Schlagfertig und voll schwarzem Humor

Jonathan Stroud ist einer meiner Lieblingsautoren. Seine Bartimäus-Reihe ist sensationell und die Lockwood & Co– Bücher lese ich nach wie vor rauf und runter. Scarlett & Browne lässt sich mit keiner der beiden anderen Reihen vergleichen und ist doch ein typischer Stroud.

Das Setting ist außergewöhnlich. Statt von Zauberern beherrscht oder von Geistern heimgesucht, ist England dieses Mal von einer nicht näher definierten Umweltkatastrophe zerstört. Eine Assoziation mit dem Wilden Westen Amerikas, wie wir ihn aus einschlägigen Filmen kennen, drängt sich anfangs vermutlich vielen auf. Doch statt weitläufiger Prärie, einsamen Cowboys und rollender Steppenläufer prägen dichte Wälder und unübersichtliche Sumpfgebiete die Landschaft. Die Tiere sind zu riesigen, gefräßigen Monstern mutiert. Und auch die Menschheit hat sich drastisch verändert. Es gibt nur noch wenige Städte. In ihnen herrschen strenge Regeln und sogenannte Glaubenshäuser, die jeden verfolgen, der von der Norm abweicht. In dieser Gesellschaft, die alles und jeden radikal ausmerzt, der anders ist, kämpfen Scarlett und Albert ums Überleben.

Beide Charaktere sind so herrlich skurril konzipiert wie nur Jonathan Stroud sie erschaffen kann. Wer seine anderen Bücher kennt, weiß, wovon ich spreche. Scarlett ist kämpferisch, zäh, mit einem ausgeprägten Überlebensinstinkt. Aber sie ist auch ungehobelt und schreckt nicht vor sinnloser Gewalt zurück.  Albert dagegen ist der Inbegriff von Naivität, er stolpert über seine eigenen Füße und hat großes Talent, sich ständig in Schwierigkeiten zu bringen. Der Kontrast zwischen beiden Figuren sorgt für großartige Szenen und ironische Wortgefechte, eine tolle Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit, Slapstick und Abenteuer.

Die Handlung besteht größtenteils aus einer rasanten Verfolgungsjagd mit hohem Unterhaltungswert, Witz, aber auch Gewalt und Grausamkeit. Scarlett und Albert sind zwar aus unterschiedlichen Gründen, aber durch gewisse Umstände gemeinsam auf der Flucht. An ihrer Seite reist der Leser durch das zerstörte England und lernt diese neue Welt, die hauptsächlich aus Gefahren besteht, kennen.

So vielschichtig das neue England auch präsentiert wird, bleibt es aber doch relativ schwierig zu fassen. Es fehlen Erklärungen, was genau zur Zerstörung des Landes geführt hat oder wie die Gezeichneten entstanden sind. Dass nicht alles auf einmal verraten, sondern nach und nach erklärt wird, mag durchaus gewollt sein, doch etwas mehr Kontext hätte meine Verwirrung an einigen Stellen sicherlich verhindert.

Abgesehen davon ist das Buch genial, abenteuerlich, unterhaltsam, getragen von charismatischen Protagonisten und mit dem typischen Humor gespickt, der in allen Büchern von Stroud zutage kommt. Mal sehen, was Scarlett und Albert im nächsten Abenteuer erleben, denn Vieles ist noch im Dunkeln geblieben. Und interessant ist dieses zerstörte England allemal.

Vielen lieben Dank an den cbj Verlag für das Rezensionsexemplar!

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ab 14 Jahre Jugendliteratur Rezensionen Romantasy

Tini Wider: “Zeitenchaos”

Tini Wider
hws 1. Suhler Kinderbuchverlag
empfohlenes Alter: ab 14 Jahre
16,50€

Hals über Kopf flüchtet Pepper vom kleinkarierten, einengenden Dorf und vor allem ihrem Jetzt-Ex-Freund in die Großstadt London, was eigentlich schon immer ihr Plan gewesen war. Doch dann, ohne offensichtlichen Regeln und Gesetzen zu folgen, wird sie von einer scheinbar harmlosen Taschenuhr einen Tag in der Zeit zurückgeschleudert. Was vorerst spannend und aufregend erscheint endet in einer Katastrophe, die Pepper unbedingt wieder rückgängig machen muss. In all dem Chaos trifft sie ständig auf Noah, einem jungen Mann, der definitiv die Schmetterlinge in ihrem Bauch flattern lässt und dem sie irgendwie nie ausweichen kann. Zufall? Bei dem Versuch wieder alles richtig zu stellen, erleben Pepper und Noah ein London in verschieden Jahrzehnten, in welche sie diese seltsame Uhr katapultiert. Nach mehreren Hindernissen schaffen sie es wieder zurück in ihre Zeit, doch jetzt findet Pepper sich unvermutet in den Armen ihres Ex-Freundes wieder … (Klappentext)

Ein gelungenes Debüt

Ich lese gerne Zeitreisegeschichten und freue mich, dass es endlich Nachschub in diesem Genre gibt. „Zeitenchaos“ ist definitiv eine Bereicherung für die Buchwelt und hat mir eine vergnügliche Lesezeit verschafft.

Dabei hatte ich anfangs ein paar Probleme, in die Geschichte hineinzufinden. Pepper verlässt ihren Freund, nachdem sie in seinen E-Mails eindeutige Hinweise für seinen Betrug entdeckt hat. Zu tiefst deprimiert und verbittert sitzt sie im Zug nach London. Diese geballte Gefühlslast war am Anfang echt heftig. Doch sobald sie in London eintrifft und einen Neuanfang startet, war auch ich voll in der Handlung angekommen.

Bei Peppers Zeitreisen geht es nicht um große, geschichtlich bedeutsame Ereignisse, sondern eigentlich nur um eine Kleinigkeit, eine winzige Veränderung in einer gar nicht so entfernt zurückliegenden Vergangenheit, die Peppers Gegenwart völlig auf den Kopf stellt. Die Autorin spielt hier sehr geschickt mit dem Zeitparadoxon und mir gefallen gerade die vielen kleinen Irrungen und Wirrungen, die durch die Zeitreise ausgelöst werden.

Pepper und Noah sind zwei ungemein sympathische Protagonisten. Auch die Nebenfiguren wirken authentisch und greifbar. Es ist spaßig, sie durch ihr Zeitenchaos zu begleiten. Bei dem wundervoll erfrischenden und gekonnt leichten Schreibstil schwebt man geradezu durch das Buch und ist viel zu schnell am Ende angekommen.

Über die Herkunft und genaue Funktionsweise der Taschenuhr wird man allerdings noch sehr im Unklaren gelassen. Es werden ja doch einige Andeutungen im Buch gemacht, die viel Spannung versprechen und „Größeres“ vermuten lassen. Es scheint, als wäre „Zeitenchaos“ nur der Anfang und als hätte es gerade erst begonnen…

Ich durfte Tini Widers Debüt bereits vorab lesen. Vielen lieben Dank dafür und, dass ich Teil eines ganz großartigen Bloggerteams sein darf. Die Mädels sind alle spitzenmäßig und ich habe schon so viel von euch lernen können!

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ab 14 Jahre Fantasy Jugendliteratur Rezensionen

Laini Taylor: “Strange the Dreamer – Ein Traum von Liebe: Buch 2”

Laini Taylor
ONE Verlag
empfohlenes Alter: ab 14 Jahre
15,00 €

Was für eine unmögliche Situation. Sie war allein dort oben, er war allein hier unten, und trotzdem hatten sie auf seltsame Weise zusammengefunden. Weil Sarai sich in seinem Traum befand und er ihn mit ihr teilte.

Sagenumwoben, voller Schönheit, Wunder und Mysterien – so hat Lazlo sich die Verborgene Stadt, über die er so viel gelesen hat, immer vorgestellt. Doch Weep hütet ein düsteres Geheimnis, dem Lazlo und seine Gefährten auf den Grund gehen sollen. Welche Rolle spielt dabei Sarai, das blauhäutige Mädchen, welches ihm immer wieder in seinen Träumen begegnet? Nacht für Nacht treffen sich die beiden, und Lazlo spürt, wie das Band zwischen ihnen immer stärker wird. Doch hat ihre Liebe eine Chance?

Folge weiter der Geschichte von Lazlo und Sarai in der Verborgenen Stadt Weep… (Klappentext)

Göttlich, fantasievoll und grandios erzählt

Da der erste Teil von Laini Taylors neuer Fantasyreihe in zwei Bände aufgeteilt wurde, nahm die Geschichte im letzten Buch gerade an Fahrt auf, ehe sie abrupt endete. Der zweite Teil knüpft nun nahtlos an den ersten an.

Endlich ist Lazlo in der Verborgenen Stadt Weep angekommen. Doch sie ist so vollkommen anders als er es sich als Junge vorgestellt hat. Die Zitadelle der Mesarthim verdunkelt den Himmel, die Straßen sind von herumliegendem Müll und Ungeziefer verdreckt. Kuchen stehen definitiv keine auf den Fensterbänken. Die Gefährten um den Götterschlächter Eril-Fane suchen nach einem Weg, um das Metall und somit den Schatten, der über der Stadt liegt, zu zerstören. Die Fronten zwischen den Einwohnern von Weep und der „Götterbrut“ in der Zitadelle sind verhärtet, genauso wie zwischen Minya und den übrigen Götterkindern.

Laini Taylors Schreibstil ist, wie schon im ersten Band, einfach märchenhaft. Sie kreiert eine fantasievolle Welt, in der man sich verlieren kann. Stand im ersten Teil Lazlos Reise im Vordergrund, liegt der Fokus diesmal stark auf Lazlos Träumen und der Beziehung zwischen ihm und Sarai. Sarai ist die Muse der Albträume. Mit Hilfe eines Schwarms Motten dringt sie in die Träume der Menschen ein, schürt deren Ängste und manipuliert sie. Auf diese Art lernen sich die beiden auch kennen. Sarai und Lazlo sind fasziniert vom jeweils anderen. Im Verlauf der Handlung wachsen die beiden immer mehr zusammen.

Da den Begegnungen im Traum von Lazlo und Sarai viel Raum gegeben wird, entstehen einige Längen. Erst das letzte Drittel ist unglaublich spannungsgeladen und wartet mit einem grandiosen Finale und überraschenden Wendungen auf.

Insgesamt eine gelungene Fortsetzung mit einem magisch-poetischen Schreibstil. Laini Taylor hat eine geradezu göttliche Welt geschaffen, in der Licht und Dunkel nah beieinander liegen. Eine sehr tiefgründige Geschichte mit spannenden Entwicklungen und starken Charakteren.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Verlag und der Bloggerjury für die Zusendung eines Rezensionsexemplars!

Laini Taylor: “Strange the Dreamer – Der Junge, der träumte: Buch 1”

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Maggie Hall: “Society – Der Kreis der Zwölf” (Die Society-Reihe, Band 1)

Maggie Hall
cbt Verlag
empfohlenes Alter: ab 14 Jahre
10,00€

Avery Wests Familie kann eigentlich alles möglich machen

Sie gehört nämlich einer mächtigen Geheimgesellschaft namens »Circle« an. Und sie alle denken, Avery sei das fehlende Bindeglied einer uralten Prophezeiung. Ein paar wollen sie als Pfand. Einige möchten ihren Tod. Um ihr Leben zu retten, muss Avery einer Spur folgen, die sie von den Pariser Boulevards in die Gässchen Istanbuls führt. An ihrer Seite der wunderschöne, unberechenbare Stellan und der so mysteriöse wie faszinierende Jack. Doch kann sie ihnen trauen? (Klappentext)

Verschwörungstheorien, Intrigen, eine Schatzsuche, Romantik und dazu eine Spur Glamour

Avery West hat einen PLAN. Sie lässt niemanden an sich heran und geht keine Freundschaften ein, denn sie weiß, dass sie früher oder später alles zurücklassen muss, sobald ihre Mutter wieder einmal mit ihr umzieht. Dabei wünscht Avery sich nichts sehnlicher als eine richtige Familie, die ihr Halt gibt. Dann tauchen plötzlich zwei mysteriöse und unglaublich gutaussehende Jungs an ihrer Schule auf und erzählen Avery, sie sei eine entfernte Verwandte einer bedeutenden Familie. Um mehr über sich selbst herauszufinden oder vielleicht sogar die Familie zu finden, nach der sie sich sehnt, begleitet Avery Stellan nach Frankreich.

Hinter all dem steht eine gigantische Verschwörungstheorie. Beginnend bei Alexander dem Großen, der keine blutsverwandten Nachkommen hatte und sein Reich daher seinen zwölf Feldherren hinterließ. Diese zwölf Familien regieren nun im Hintergrund die ganze Welt und glauben an eine uralte Prophezeihung. Avery könnte ein Teil dieser Prophezeihung sein, aber die Bestimmungen, die mit dieser verknüpft sind, sind mehr als empörend. Und was, wenn die Wahrheit hinter der Prophezeihung eigentlich eine ganz andere ist?

Zusammen mit dem geheimnisvollen Jack folgt Avery einer Spur aus Hinweisen, die sie von Frankreich in die Türkei führen. Eine actionreiche Schnitzeljagd an historischen Schauplätzen und auf Napoleons und Alexanders Spuren beginnt.

Die ganze Handlung ist so actiongeladen, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Avery sitzt ständig die Gefahr im Nacken, sie ist auf der Flucht oder entschlüsselt rätselhafte Hinweise. Dazu gibt es einen Hauch verbotener Romantik, Fashion und Glamour. Also wirklich ein Rundumschlag fesselnder Themen.

Ein bisschen verstörend fand ich die Kaltblütigkeit unter den Mitgliedern der zwölf Familien. Sie bekriegen und ermorden sich gegenseitig, geben irgendwelche mittelalterlichen Regeln vor, wer mit wem verheiratet werden soll und sind auch sonst fest im Patriarchat verankert. Dann gibt es noch einen ominösen Orden, dessen Rolle mir noch nicht ganz klar geworden ist. Er sorgt hauptsächlich dafür, Avery über die Landesgrenzen hinaus zu jagen oder urplötzlich in der Nähe aufzutauchen, damit sie –  und der Leser – keine Verschnaufpause haben.  

 „Society – Der Kreis der Zwölf“ ist einer der spannendsten Romane, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Verschwörungstheoretiker werden natürlich schmunzeln. Mir gefällt die historische Komponente und dass die Liebesgeschichte nicht im Vordergrund steht. Maggie Hall hat sich eine unglaublich komplexe Handlung ausgedacht und ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wie sich all die Fäden miteinander verbinden.

Vielen lieben Dank an den Verlag, dass ich das Buch zu Rezensionszwecken lesen durfte!

Maggie Hall: “Society – Die Karte des Schicksals” (Die Society-Reihe, Band 2)
erscheint am 10. Februar 2020
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ab 14 Jahre ab 16 Jahre Frauenromane Jugendliteratur Rezensionen Romane

Charlotte Lucas: “Fünf Sterne für dich”

Charlotte Lucas
Bastei Lübbe Verlag
empfohlenes Alter: ab 16 Jahre
18,00€

Für ein gutes Leben gibt es ein simples Rezept: Man muss nur alles Schlechte vermeiden.

Davon ist Konrad fest überzeugt, denn er hat schon genug Schlimmes erlebt. Seinen Lebensunterhalt verdient er, indem er bezahlte Rezensionen nach Kundenwunsch schreibt. Auch privat versieht er alles mit Sternen: die flinke Kassiererin, den lauwarmen Kaffee … und Pia, die neue Klassenlehrerin seiner Tochter. Zu hübsch, zu unsicher, nicht geeignet für den Lehrberuf. Gerade mal zwei knappe Sterne von fünf.

Als Pia davon Wind bekommt, will sie Konrad eine Lehre erteilen. Dass er zum neuen Elternvertreter gewählt wird, passt ihr da bestens ins Konzept. So kann sie ihn mit lästigen Aufgaben ordentlich ins Schwitzen bringen. Doch als einer ihrer Schüler gemobbt wird, erweist sich ausgerechnet Konrad als Hilfe… (Klappentext)

Leider nur drei Sterne für dich

Dies ist mein erstes Buch von der Autorin, die unter dem Pseudonym Charlotte Lucas veröffentlicht. Zuerst einmal macht natürlich der Name neugierig. Alle Jane Austen Fans wissen, wovon ich rede. Man fliegt also wie eine Biene zum Honig, angelockt von der süßen Erwartung auf Unterhaltung, die es vielleicht doch ansatzweise mit „Stolz und Vorurteil“ aufnehmen kann. Da auch die anderen Bücher  derselben Autorin gute Rezensionen erhalten haben, war ich zu Beginn der Lektüre mehr als positiv eingestimmt.

Konrad ist alleinerziehend und mit seiner 12jährigen Tochter frisch nach Hamburg gezogen. Sein Talent, Rezensionen zu Produkten zu verfassen, die er weder benutzt noch benötigt, ist beeindruckend. Seine Rezensionen lesen sich amüsant … und ja, irgendwie geht einem ein Licht auf, wenn man sich selbst durch Produktbewertungen klickt und auf gewisse Standardformulierungen trifft. Ansonsten ist Konrad ein überfürsorglicher, absolut gluckenhafter Vater, der seine Tochter Mathilda wie ein Kleinkind behandelt. Alles und jeden packt er in sein Fünf-Sterne-Bewertungsschema. So auch die junge, unerfahrene Klassenlehrerin seiner Tochter, Pia, der selbstverständlich diese gering schmeichelhafte Bewertung ihrer selbst in die Finger fällt. Daraufhin schikaniert sie Konrad, der sich versehentlich als Elternsprecher aufstellen ließ, mit jeder Menge organisatorischer Aufgaben.

Diese Konstellation verspricht einiges an Unterhaltungswert, einen schlagfertigen Kleinkrieg zwischen Vater und Lehrerin, ehe sich die beiden auf romantische Weise einander annähern. Doch leider wird das Potenzial nicht ausgeschöpft. Die Handlung verliert sich in den schulischen Belangen der Klasse 7d, oberflächlichen WhatsApp-Gruppenchats und kindischen Mobbing-Aktionen. Viele Charaktere und Situationen sind überzeichnet. Wenn sie ansatzweise den Charme von „Fack ju Göhte“ gehabt hätte, wäre die Schulgeschichte vielleicht ansprechender gewesen.

So aber wartet man vergebens auf eine charmante Liebesgeschichte. Am Ende kommt kurz ein bisschen Dramatik auf, als das Geheimnis um Mathildas Mutter gelüftet wird. Allerdings finde ich diese Aufklärung nicht stimmig mit der Gesamthandlung. Das alles dominierende Thema ist nun mal die Schulgeschichte. Zwischendrin flammt zaghaft die Liebesgeschichte zwischen Konrad und Pia auf. Das Thriller-Element über den Verbleib von Mathildas Mutter ist zwar aufregend, aber es passt nicht richtig in einen Roman, der von banalen Pausenhofgeschichten beherrscht wird. Von daher frage ich mich am Ende, wer die Zielgruppe von „Fünf Sterne für dich“ sein sollte? Offenbar sollte die ziemlich breit gefächert sein. Leider gibt es von mir nur drei Sterne, die sich hauptsächlich auf die liebevoll gestaltete Aufmachung des Buches beziehen.

Charlotte Lucas: “Dein perfektes Jahr”
Charlotte Lucas: “Wir sehen uns beim Happy End”
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ab 14 Jahre Fantasy Jugendliteratur Rezensionen

Christopher Paolini: “Die Gabel, die Hexe und der Wurm. Geschichten aus Alagaësia. Band 1: Eragon: Die Eragon-Saga”

Christopher Paolini
cbj Verlag
empfohlenes Alter: ab 14 Jahre
18,00€

Ein Wanderer und ein verfluchtes Kind. Zaubersprüche und Magie. Und natürlich Drachen. Willkommen zurück in Eragons Welt! (Klappentext)

Nette Zugabe für Fans von Eragon

Fans der Weltbestsellerreihe „Eragon“ sind an ein umfangreiches Lesevergnügen gewöhnt. Der erste Blick in das neue Werk fällt dementsprechend enttäuschend aus. Durch eine großzügige Randgestaltung und eine gutgemeinte Schriftgröße wurde das Buch auf die doppelte Länge gestreckt. Leider kann der Inhalt damit nicht Schritt halten. Der Preis ist … der Hammer. Kann man so wenige Worte auf so viel Papier noch mit gutem Gewissen drucken?

Naja. Zurück zum Buch:„Die Geschichten aus Alagaësia“sind eine Sammlung von drei Kurzgeschichten, die nur indirekt mit Eragon und seiner Drachendame Saphira zusammenhängen. Sie lesen sich zwar gut und flüssig, sind aufgrund der Kürze aber eben auch sehr schnell durchgelesen. Der Spannungsbogen ist eher dürftig. Ich hatte erwartet, dass alle drei Geschichten am Ende irgendwie zusammenkommen, oder dass sich ein neues, größeres Abenteuer entspinnt. Beides war nicht der Fall. Die drei Geschichten sind nett, aber im Endeffekt etwas enttäuschend und weisen allesamt ein offenes Ende auf. Sowas ist für Leser schon ziemlich unbefriedigend.

Für eingefleischte Fans sind „Die Gabel, die Hexe und der Wurm“ drei schöne, kurzweilige Ergänzungen. Die Geschichten bieten immerhin tiefere Einblicke in Alagaësia, die alle Fans zu schätzen wissen und dankbar verschlingen, die voll in der Materie drin sind. Alle, die „Eragon“ zuvor nicht gelesen haben, sollten die Finger von diesem Buch lassen. Es wird zu viel Vorkenntnis vorausgesetzt. Unerfahrene Alagaësier finden sich hier nicht zurecht.