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Ute Krause: “Die Muskeltiere – Einer für alle, alle für einen”

Ute Krause
cbj Verlag
empfohlenes Alter: ab 8 Jahre
16,00€

Die Muskeltiere zum Hören und Vorlesen

Klink, klink, klonk! Während der Hamster Bertram von Backenbart gelangweilt in seinem goldenen Käfig auf der Terrasse einer noblen Hamburger Penthousewohnung sitzt, fallen zwei Mäuse und eine weiße Ratte von der Dachrinne in sein Zuhause. Die drei stellen sich als Picandou C. Saint Albray, Pomme de Terre und Gruyère vor. Diese Namen erinnern Bertram an die heißgeliebten Geschichten über die “Muskeltiere”, die er von den Hörspiel-CDs seines Besitzers kennt. Und als Bertram erfährt, dass Gruyère ihr Gedächtnis verloren hat, ist er wild entschlossen, seinen neuen Freunden zu helfen und aufregende Muskeltier-Abenteuer zu erleben…(Klappentext)

Wie alles begann….

Diese Sonderausgabe vereint den ersten Band der Muskeltiere „Einer für alle, alle für einen“ und das  Hörbuch „Picandou und der kleine Schreihals“. Für alle Muskeltier-Unerfahrenen dürfte diese Ausgabe eine überlegenswerte Anschaffung für den Einstieg in die Reihe sein. Ich kenne bereits andere Bücher von Ute Krause und auch die Abenteuer der Muskeltiere. Hier lassen sich super zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

In „Einer für alle, alle für einen“ lernen wir den Feinkostladen Fröhlich kennen und den Mäuserich Picandou, der im Keller des Geschäftes ein angenehmes Leben fristet. Nach und nach fügt sich das Quartett zusammen und die vier Nager erleben ihr erstes gemeinsames Abenteuer, das sie zusammenschweißt. Auf gut 200 Seiten befinden sich zahlreiche Illustrationen, die die Handlung begleiten. Der Verlauf der Geschichte ist spannend, alles baut schön aufeinander auf. Vom Umfang her ist das Buch für Erstleser vermutlich noch eine zu große Herausforderung, daher sollten lieber die Erwachsenen vorlesen. „Einer für alle, alle für einen“ ist nach meinem Empfinden der beste Teil der Reihe. Die Ideen, der Schreibstil, die Illustrationen – das alles vereint sich zu einem unschlagbaren Kinderbuch.

„Picandou und der kleine Schreihals“ ist dagegen eine kürzere Geschichte (die Printausgabe ist für Erstleser gedacht). Hier wird Picandou zum Babysitter für ein Rattenkind. Und so süß die Charaktere wieder einmal sind, irgendwie fehlt der Handlung etwas. Diese Geschichte scheint mehr eine routinierte Arbeit gewesen zu sein, die mal fix aus dem Handgelenk geschüttelt wurde.

Gelesen wird das Hörbuch von Andreas Fröhlich. Er ist einer der bekanntesten deutschen Synchronsprecher, der eine schier endlose Zahl an Hörspielen und Hörbüchern interpretiert hat. Am bekanntesten dürfte er wohl als Stimme von Gollum aus „Der Herr der Ringe“ sein. Aber auch als Stimme von Edward Norton, John Cusack und Ethan Hawke ist er sicher vielen ein Begriff. Diesmal erweckt er „Die Muskeltiere“ zum Leben. Ihm gelingt es wirklich einmalig, die Charaktere in den Köpfen der Zuhörer entstehen zu lassen. Er trifft die Dialekte und fängt das Wesen der Figuren ein. Sich von Andreas Fröhlich durch die Geschichte führen zu lassen, ist das reinste Hörvergnügen!

Zum Schluss sei noch darauf hingewiesen, dass „Die Muskeltiere“ sehr viel Hamburger Lokalkolorit beinhalten. Entsprechende Erklärungen zu einigen Wörtern befinden sich am Ende des Buches. Ute Krauses Bücher sind auf jeden Fall sehr liebevoll und hochwertig gestaltete Kinderbücher zum Thema Freundschaft  – und nicht nur was für Fans von „Ratatouille“!

Hier könnt ihr noch meine Rezension zu “Hamster Bertram lebt gefährlich” lesen!
Oder falls ihr euch für ein anderes Werk von Ute Krause interssiert: “Theo und das Geheimnis des schwarzen Raben”
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Katja Ludwig: “Das Mauerschweinchen: Ein Wendebuch”

Katja Ludwig
cbj Verlag
empfohlenes Alter: ab 9 Jahre
13,00€

Es waren einmal ein Meerschweinchen und eine Mauer, die die Straße versperrte…

Die wahre Geschichte eines republikflüchtigen Meerschweinchens

Berlin in den 1980er Jahren. Die Mauer teilt Deutschland in Westdeutschland, also in die BRD (Bundesrepublik Deutschland) und Ostdeutschland, die DDR (Deutsche Demokratische Republik). Nirgendwo ist die Teilung deutlicher zu spüren als in Berlin, denn die Mauer zieht sich mitten durch die Stadt und mitten durch die Wolliner Straße.

Auf der Ostseite lebt Aron die meiste Zeit bei seiner Oma. Seine Eltern sind regimetreue Genossen, die viele Monate in Moskau zu Lehrgängen sind. Aron konstruiert am liebsten diverse Flugobjekte. Und mit einem solchen schickt er Bommel, das Meerschweinchen einer Familie, die über Nacht nach Westdeutschland verschwunden ist, über die Mauer, um es vor der hungrigen Fleischersfamilie zu beschützen.

Auf der westlichen Seite der Mauer lebt Nora, die sich nichts sehnlicher als ein Meerschweinchen wünscht. Da sie von ihren Eltern keines bekommt, aber von ihren Freunden nicht ausgeschlossen werden möchte, verstrickt sie sich in Lügengeschichten. Doch eines Tages schwebt ein Meerschweinchen geradewegs über die Mauer und bleibt im Baum über ihrem Kopf hängen.

Für junge Leser ab 9 Jahren ist „Das Mauerschweinchen“ eine einfache Lektüre, um einen Einstieg in die noch nicht zu ferne Vergangenheit Deutschlands zu finden. Anhand von zwei Familien werden die unterschiedlichen Lebensverhältnisse schon ziemlich deutlich. Gerade in Arons Geschichte, die weitaus spannender ist als Noras, wird auf viel Wichtiges und Richtiges aus der DDR angespielt. Themen wie Bespitzelung, Überwachung und Unterdrückung werden angeschnitten, bleiben dabei aber auf einem guten Kinderbuchniveau. Arons Geschichte vermittelt einen guten ersten Eindruck, wie das Leben in der DDR war.

Nachdem man das Buch um 180° gedreht hat, kann man Noras Geschichte von der anderen Seite der Mauer aus lesen. Ein echt toller Effekt, der da die Teilung durch die Mauer symbolisiert! Großartig! Noras Geschichte wiederum dreht sich hauptsächlich um den unerfüllten Meerschweinchenwunsch und ihr Verlangen um Anerkennung im Freundeskreis. Hm. Sie schneidet im direkten Vergleich zu Arons Geschichte eher lahm ab. Aber insgesamt ist „Das Mauerschweinchen“ wohl eines der anspruchsvolleren Kinderbücher und kann jedem daher nur ans Herz gelegt werden!

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Tereza Vostradovská: “Komm mit raus, Entdeckermaus! Ein Bilderbuch über die Wunder der Natur”

Tereza Vostradovská
cbj Verlag
empfohlenes Alter: ab 4 Jahre
15,00€

Die kleine Maus sitzt am liebsten in ihrer gemütlichen Höhle, trinkt Tee und liest Bücher, in denen etwas spannendes erklärt wird. Als eines Tages Wurzeln in ihren Bau hineinwachsenm will sie wissen, woher die kommen, und sie beginnt, die Natur rund um ihren Mausbau zu erkunden. Dabei lernt sie die Tiere und Pflanzen im Wald, am Teich und im Garten kennen, macht Experimente und schreibt darüber selbst ein Buch – dieses hier! (Klappentext)

Sachbilderbuch für kleine Naturforscher

Es ist wohl eine häufig gemachte Beobachtung, dass Kinder heutzutage zwar schon früh wissen, wie ein Computer funktioniert, doch keine Ahnung haben, wie der schwarze Vogel heißt, der im Baum vorm Haus zwitschert. Zusammen mit der neugierigen Maus gehen Kinder mit offenen Augen hinaus in die Natur und entdecken und erforschen deren Wunder.

Die Maus lädt ein zu Streifzügen durch Wald und Garten, erkundet die Umgebung rund um den Mäusebau und taucht sogar in den Teich hinab, um die Lebewesen und sogar die miteinander in Wechselwirkung stehenden Prozesse in der Natur auf einem kindgerechten Niveau vorzustellen.

Die Kinder werden animiert, sich aktiv mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen. Denn die im Buch vorgestellte Artenvielfalt findet sich gleich vor der eigenen Haustür. Es sind für unsere Region typische Tier- und Pflanzenarten, die in diesem Buch wunderbar realitätsnah bebildert werden. Die Maus regt auch immer wieder zu kleinen, leichten Experimenten an. Das Sammeln von Samen und Baumfrüchten beispielsweise macht Kindern viel Spaß. Aber auch die Entnahme einer Wasserprobe aus dem nächsten Teich ist einfach umzusetzen und hilft jungen Entdeckern ein Verständnis für ihre Umwelt zu entwickeln.

Die Entdeckermaus ist als Sachbilderbuch für Kinder im Vorschulalter bestens geeignet. Es vermittelt eine umfangreiche Allgemeinbildung über die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Aber auch an das erste Grundlagenwissen für den späteren Biologieunterricht wird herangeführt. Alles natürlich in spielerischer Weise mit bunten Illustrationen und knappen Texten. Die Informationsfülle ist nicht überbordend, obwohl wirklich viele Themenbereiche angeschnitten werden. Dieses Buch regt dazu an, neugierig und aufgeschlossen zu sein, und ist daher ausnahmslos weiterzuempfehlen.


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Rezensionen Romane

Anna Basener: “Schund und Sühne”

Anna Basener
Eichborn Verlag
18,00€

Die Komödie mit Krönchen

Ein schwuler Prinz, der für Nachkommen sorgen muss, eine depressive Fürstin, die nicht an Depressionen glaubt, ein Rosenkavalier, der die Welt retten will, eine Prinzessin mit gebrochenem Herzen und Jagdgewehr. Und mittendrin eine junge Groschenromanautorin, die eigentlich aufhören will mit Schund und Kitsch, aber ausgerechnet dafür das Literaturstipendium auf Schloss Rosenbrunn bekommt. Für vier von ihnen brechen herrliche Zeiten an. Der fünfte wird diesen Herbst nicht überleben. (Klappentext)

Ein höfisches Lustspiel

Ein Märchenschloss und eine bedeutende Adelsfamilie, bei der es alles andere als märchenhaft zugeht.

Einblicke hinter die Fassade der höfischen Etikette, glamouröser Feierlichkeiten, Wohltätigkeiten und sogar unter die schicke Kopfbedeckung so mancher Adeligen, das ist es, was Anna Basener uns in ihrem Werk beschert. Hinter dem gepflegten und polierten Image der Familie Schell von Ohlen verbergen sich tiefe Abgründe. Die Prinzessin hat ihren Prinzen nicht bekommen. Ihr Bruder soll die Blutlinie fortführen, indem er seiner wichtigsten Aufgabe nachkommt und viele Nachkommen zeugt. Dem steht jedoch seine Homosexualität im Weg, von der die Familie nichts wissen darf. Die Fürstin selbst leidet sehr unter ihren Depressionen.

In diese Familienkonstellation kommen noch zwei ‚Bürgerliche‘ hinein. Moritz, der eine Rosenart speziell für die Prinzessin gezüchtet hat. Er möchte sich am liebsten selbstständig machen und mit Nachhaltigkeit und Ökostrom die Zukunft und sich selbst retten. Und die Autorin Kat, die mit Groschenromanen ihr Geld verdient. Ihre Schreibtätigkeit ist bloßes Handwerk, nach strikten Regeln, ohne Nachhaltigkeit.

Dass es zwischen diesen Charakteren zu ordentlichen Irrungen und Wirrungen kommt, ist vorprogrammiert. Sowohl Handlung als auch Dialoge lassen einen dann und wann an das Reality-Fernsehen im RTL denken. Rasch aufeinander folgende Schlagabtausche, bei denen offenbar der erstbeste Gedanke sofort verbalisiert wurde. Besonders angenehm zu lesen, war der Text daher nicht, ist aber im Endeffekt Geschmackssache.

Die Figuren folgen dem Typus des Antihelden. Allerdings wirken sie durch ihre Schwächen derart unsympathisch, dass es einem schwerfällt, sich in die Handlung einzufühlen. Sie streben alle nach ihrem persönlichen Glück, aber trotzdem konnte ich keinen Zugang finden. Sehr gefallen hat mir die possenhafte Darstellung des deutschen Adels und das Aufräumen mit dem Klischee des Groschenromans. Es ist eben nicht alles glitzer, funkel, wunderbar. Vermutlich ist  Anna Basener auf diese Art eine ziemlich gute Abbildung der Realität gelungen. Wer weiß das schon so genau? „Schund und Sühne“ ist, denke ich, perfektes Material für ein Bühnenstück. Die flotten Dialoge und die skurrilen Figuren würden auf einer Bühne besser ihre Wirkung entfalten.

Vielen Dank an den Verlag und an Anna Basener für das signierte Buch!

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Natascha Ochsenknecht: “Perlinchen – Mein größter Schatz”

Natascha Ochsenknecht
Boje Verlag
empfohlenes Alter: ab 4 Jahre
12,90€

Ein Schatz ist gestohlen worden!

Ganz Käferhausen ist in heller Aufregung. Perlinchen, ihr Bruder Charly Schlaufuchs und ihr bester Freund Jimi Blaupunkt begeben sich auf die Suche, bei Kapitän Hüpf, dem alten Grashüpfer, bei Piks, der Biene, bei der dicken Hummel Bärbel Brumm und bei all den anderen Bewohnern von Käferhausen. Dabei finden sie Erstaunliches heraus: Ein Schatz muss nicht immer glänzen wie Gold… (Klappentext)

Neues aus Käferhausen

Perlinchen, das Käfermädchen mit den rosa Flügeln und silbernen Glitzerpunkten, kommt mir einem zweiten Abenteuer daher, was viele begeisterte Leser des ersten Buches sehr freuen wird. Im Vordergrund steht diesmal nicht Perlinchens Andersartigkeit, die sie so besonders macht. Stattdessen geht es um die Bedeutung von ideellen Werten.

In Käferhausen wurde ein Diebstahl begangen. Ein wertvoller Schatz ist verschwunden und das mutige Käfermädchen begibt sich zusammen mit ihrem Bruder und ihrem besten Freund sofort auf die Suche. Bei der Befragung der Bewohner Käferhausens lernen die Käferkinder schnell, dass ein Schatz nicht automatisch eine Kiste ist, die bis zum Rand mit Gold und Edelsteinen gefüllt ist.

Der Leser taucht mitten hinein in die kunterbunte Käferwelt. Die Illustratorin Bianca Faltermeyer konnte sich einmal richtig austoben und setzt eine Vielzahl von Käfern und Insekten zauberhaft und abwechslungsreich in Szene. Kapitän Hüpf, die Kakerlake Flitzo oder die Glühwürmchendame Lora Lämpchen – um nur drei zu nennen – sind sehr liebevoll ausgearbeitete Charaktere. Man spürt, wie viel Mühe sich gegeben wurde. Auch bei der Gestaltung des Textes.

Jedem Bewohner, dem Perlinchen auf der Suche nach dem Schatz begegnet, wird eine Doppelseite in wunderschön kolorierten Panoramabildern gewidmet. Die Textabschnitte pro Seite sind in Länge und Inhalt perfekt, damit kleine Kinder der Geschichte folgen können. Auch der Schreibstil ist angenehm flüssig. An sich bringt jeder Bewohner von Käferhausen das Potenzial mit, Held seines eigenen Kinderbuchabenteuers zu sein.

Perlinchen und ihre Freunde lassen sich von allen berichten, welcher ‚Schatz‘ für sie die größte Bedeutung hat. Häufig sind dies persönliche Gegenstände, ganz kleine Dinge, die dem einen wertlos erscheinen, für den anderen jedoch von unschätzbarem Wert sind, weil sie mit Erinnerungen, Erlebnissen und Gefühlen verbunden sind. Dieses Thema wird den Kindern hier spielerisch nähergebracht und regt zu Überlegungen an, was denn eigentlich der größte Schatz des Kindes ist.

Uns hat Perlinchens Fortsetzung auf jeden Fall überzeugt und wird immer wieder gelesen.

Wir sind dem Verlag so dankbar für das Rezensionsexemplar!

“Perlinchen – Ich bin anders, na und!”
Lies hier meine Rezension!
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Kinderbücher Kinderbücher ab 4 Jahre Rezensionen

Michael Engler: “Wie sagt man eigentlich: Ich liebe dich”

Michael Engler (Autor), Martina Matos (Illustratorin)
Boje Verlag
empfohlenes Alter: ab 4 Jahre
12,90€

Roberto ist verliebt, zum allerersten Mal! Aber wie soll er Isabella nur sagen, was er ihr so gerne sagen möchte?

Ein zauberhaftes Bilderbuch für alle großen und kleinen Verliebten

An die erste große Liebe erinnert man sich ein Leben lang

In unserer Erinnerung nimmt die erste Liebe einen ganz besonderen Stellenwert ein. All diese Gefühle sind noch so neu und unbekannt, so zart und zauberhaft. Das erste ‚Ich liebe dich‘ hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck, häufig für den Rest des Lebens. Und um diesen zarten Moment geht es in „Wie sagt man eigentlich: Ich liebe dich“.

Roberto ist ein glücklicher kleiner Junge, der den lieben langen Tag mit seinen Freunden herumtobt und sich die kühnsten Abenteuer erträumt. Dann begegnet ihm eines Frühlingstages Isabella und sofort ist ihm klar, sie ist das schönste Mädchen der Welt. Alle seine Gedanken kreisen nur noch darum, wie er ihr seine Gefühle gestehen kann. Anfangs soll es eine große Geste, damit die ganze Welt erfährt, wie stark seine Gefühle sind. Doch dann besinnt er sich. Nicht die ganze Welt soll es wissen, sondern einzig und allein Isabella. Also überlegt Roberto und findet einen schlichten, rührenden Weg…

Dieses Buch ist wirklich hinreißend und eine klare Empfehlung für alle Romantiker. Eine hervorragende Geschenkidee für den nahenden Valentinstag. Als Kinderbuch würde ich es nur bedingt weiterempfehlen. Mit einem zarten Gefühl im Bauch oder vielsagenden Blicken können Kinder ab vier Jahren noch nicht allzu viel anfangen. Sie befinden sich dann doch eher in der Phase, in der gerne mit Spielzeugraketen zu den Sternen geflogen wird oder Bücher über Schmetterlinge total angesagt sind. Diese Feinheiten im Text sind nur für erwachsenere Leser verständlich, die diese erste Liebe selbst schon erlebt haben oder mittendrin stecken. Allerdings sind die Illustrationen von Martina Matos ein Magnet für Kinderaugen und erzählen die Geschichte auch ohne große Worte.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung eines Rezensionsexemplars!

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ab 14 Jahre Fantasy Jugendliteratur Rezensionen

Christopher Paolini: “Die Gabel, die Hexe und der Wurm. Geschichten aus Alagaësia. Band 1: Eragon: Die Eragon-Saga”

Christopher Paolini
cbj Verlag
empfohlenes Alter: ab 14 Jahre
18,00€

Ein Wanderer und ein verfluchtes Kind. Zaubersprüche und Magie. Und natürlich Drachen. Willkommen zurück in Eragons Welt! (Klappentext)

Nette Zugabe für Fans von Eragon

Fans der Weltbestsellerreihe „Eragon“ sind an ein umfangreiches Lesevergnügen gewöhnt. Der erste Blick in das neue Werk fällt dementsprechend enttäuschend aus. Durch eine großzügige Randgestaltung und eine gutgemeinte Schriftgröße wurde das Buch auf die doppelte Länge gestreckt. Leider kann der Inhalt damit nicht Schritt halten. Der Preis ist … der Hammer. Kann man so wenige Worte auf so viel Papier noch mit gutem Gewissen drucken?

Naja. Zurück zum Buch:„Die Geschichten aus Alagaësia“sind eine Sammlung von drei Kurzgeschichten, die nur indirekt mit Eragon und seiner Drachendame Saphira zusammenhängen. Sie lesen sich zwar gut und flüssig, sind aufgrund der Kürze aber eben auch sehr schnell durchgelesen. Der Spannungsbogen ist eher dürftig. Ich hatte erwartet, dass alle drei Geschichten am Ende irgendwie zusammenkommen, oder dass sich ein neues, größeres Abenteuer entspinnt. Beides war nicht der Fall. Die drei Geschichten sind nett, aber im Endeffekt etwas enttäuschend und weisen allesamt ein offenes Ende auf. Sowas ist für Leser schon ziemlich unbefriedigend.

Für eingefleischte Fans sind „Die Gabel, die Hexe und der Wurm“ drei schöne, kurzweilige Ergänzungen. Die Geschichten bieten immerhin tiefere Einblicke in Alagaësia, die alle Fans zu schätzen wissen und dankbar verschlingen, die voll in der Materie drin sind. Alle, die „Eragon“ zuvor nicht gelesen haben, sollten die Finger von diesem Buch lassen. Es wird zu viel Vorkenntnis vorausgesetzt. Unerfahrene Alagaësier finden sich hier nicht zurecht.

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Jugendliteratur Krimi & Thriller Rezensionen

Alan Bradley: “Flavie de Luce 9 – Der Tod sitzt mit im Boot”

Alan Bradley
Penhaligon Verlag
20,00€

Ein Mord macht noch keinen Sommer…

Es ist ein heißer Sommer in England, und um die leeren Tage zu füllen, organisiert der treue Diener Dogger einen Bootsausflug für Flavia und ihre Schwestern. Träge liegt Flavia an Bord und lässt ihre Hand ins kühle Wasser baumeln, da hat sie plötzlich eine Leiche am Haken beziehungsweise am Finger. Der tote Mann ist in blaue Seide gehüllt und trägt einen einzelnen roten Ballettschuh. Doch dies ist nicht der einzige mysteriöse Todesfall. Unweit vom Fundort der Leiche mussten vor einiger Zeit drei Klatschtanten in der ortsansässigen Kirche ebenfalls dran glauben. Flavias Spürnase läuft zur Hochform auf, denn die kleine Hobbydetektivin muss nicht nur eine Vielzahl verwirrender Hinweise entschlüsseln, sondern auch ihre Schwestern vor einer großen Gefahr beschützen. (Klappentext)

So angelt man sich einen Mörder…

Ein halbes Jahr ist es her, seit Flavias Vater an einer Lungenentzündung starb. Die Schwestern de Luce befinden sich irgendwo zwischen Gefühlsleere und dem Beginn eines neuen Lebens nach dem Tod des Vaters. Ihre Tante Felicity hat tiefgreifende Veränderungen angekündigt. Doch ehe diese umgesetzt werden, sollen die Schwestern ein paar friedliche Ferientage verleben. Nun ist Flavia nun einmal Flavia und zieht Leichen an wie ein Magnet. Da reicht es, bei einer Bootstour die Hand in die Themse zu halten und schon hat sie eine Wasserleiche am Haken.

Sofort ist Flavia in ihrem Element und nimmt die Ermittlungen auf. Von da an hetzt sie von einem Schauplatz zum nächsten. Praktischerweise laufen ihr sofort allerlei mögliche Verdächtige über den Weg, die Hinweise fliegen ihr nur so zu und sie schafft es, die halbe Bevölkerung des Dörfchens zu befragen, noch ehe ihre Schwester ein Orgelspiel beendet hat. Der Mordfall wirkt nicht ganz so inszeniert wie in Band 8, doch Flavias Nachforschungen nehmen teils absurde Züge an und sind schwer nachzuvollziehen. Die Chemie und Experimente werden zur Zufriedenheit des Lesers wieder mehr in den Vordergrund gerückt.

Überrascht war ich von den Entwicklungen der einzelnen Figuren. Dogger ist nicht wiederzuerkennen. In den vorangegangenen Bänden war er das ruhige Faktotum der Familie de Luce, das von den Geistern der Vergangenheit gequält wurde. Auf einmal erscheint er voll Tatendrang und beteiligt sich aktiv an der Auflösung des Mordes. Auch die Beziehung der Schwestern untereinander, die im letzten Band viel zu kurz gekommen ist und anfangs auch immer noch festgefahren und voll Abneigung erscheint, ist eine andere geworden. Da staunt man nicht schlecht, wenn zwischen Flavia und Daffy plötzlich gesittete Dialoge stattfinden und man sogar eine Art Zusammenarbeit erkennt. Nur Feely bleibt nach wie vor blass und wird auf ihre Selbstverliebtheit und die Verlobung mit Dieter beschränkt. Flavias charakterliche Weiterentwicklung wird auch fortgesetzt. Sie erscheint wieder ein Stück erwachsener. Ihr Umgang mit anderen Menschen ist einfühlsamer und sie weiß auch, wann es klüger ist, zu schweigen, obwohl sie sehr genau weiß, dass sie den meisten Leuten überlegen ist.

Wie gewohnt wunderbar sind der Schreibstil, die scharfsinnigen Dialoge, die unzähligen Bezüge und  Flavias Gedankengänge. In „Der Tod sitzt mit im Boot“ wurden spürbar die Schwächen des Vorgängerbandes ausgebügelt. Endlich scheint sich auch im verstaubten Buckshaw eine Veränderung anzukündigen, weshalb ich den 10. Band der Reihe mit Spannung erwarte!

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Verlag, dass das Rezensionsexemplar letztendlich doch den Weg zu mir gefunden hat!

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Ute Krause: “Die Muskeltiere – Hamster Bertram lebt gefährlich” (Die Muskeltiere-Reihe zum Selberlesen, Band 2)

Ute Krause
cbj Verlag
empfohlenes Alter: ab 7 Jahre
11,00€

Nicht ohne unseren Bertram!

Hamster Bertram ist in letzter Zeit ganz melancholisch zumute. Seit er aus seinem alten Zuhause bei Tassilo ausgebüxt ist, hat er nichts mehr von dem Jungen gehört. Ob er mal nachschauen soll, wie es ihm geht? Die anderen finden das keine gute Idee, schließlich war Tassilo nicht gerade nett zu Bertram gewesen. Als Bertram eines Morgens verschwunden ist, machen sich die Muskeltiere auf die Suche nach ihrem Freund und geraten in große Gefahr… (Klappentext)

Einer für alle und alle für einen

Im Keller des Feinkostgeschäftes von Frau Fröhlich leben zwei Mäuse, eine Rattendame und ein Goldhamster von edlem Geblüt zusammen. Sie schmausen von den täglich anfallenden Essensresten und führen eigentlich ein zufriedenes Nagetierdasein. Bloß Hamster Bertram ist melancholisch. Der Duft von Karamell lässt ihn an sein früheres Leben bei Tassilo denken. Einem verwöhnten, kleinen Bengel, der Bertram in einem goldenen Käfig eingesperrt hatte.

Doch wie es manchmal mit der Vergangenheit ist, sie verklärt sich. Schlechte Dinge verblassen. Was bleibt, sind die guten Erinnerungen. So bricht Hamster Bertram auf, um Tassilo zu besuchen. Zum Glück haben seine Freunde nicht vergessen, wie schlecht Tassilo Bertram behandelte und brechen sogleich zu seiner Rettung auf.

Die Rettungsaktion ist eine witzige Abenteuerreise quer durch Hamburg. Wie sich herausstellt, ist Tassilo ein richtiger Satansbraten, der nicht nur Tiere drangsaliert, sondern auch dem armen Hausmädchen Serafina das Leben zu Hölle macht. Die Muskeltiere greifen ein!

„Hamster Bertram lebt gefährlich“ ist unser erster Band der Muskeltier-Bücher, von denen bereits fünf erschienen sind. Man muss die anderen Bände aber nicht zwingend zuerst gelesen haben. Zu Beginn des Buches werden die Figuren vorgestellt und die Geschichte ist in sich geschlossen. Für die jungen Selbstleser bietet das Buch eine angenehme Schriftgröße, einen nicht zu anspruchsvollen Fließtext, der immer wieder von den niedlichen Illustrationen aufgelockert wird.

Mir gefallen die Namen der Muskeltiere, die nach Käsesorten benannt sind. Eine kindgerechte Ausspracheempfehlung in Lautschrift befindet sich ebenfalls im Buch. Also kann man da gar nicht meckern, sondern hat sogar noch mehr zu lachen, wenn man quasi in fließendem Französisch Pomm dö Terr näselt.

Die Geschichte ist zwar süß, aber keine überwältigende Neuerfindung. Ich hatte eher das Gefühl, eine sehr routinierte Arbeit vor mir zu haben mit bewährten Charakteren und einem vorhersehbaren Handlungsablauf. Dass Hamster Bertram ein Handy bedienen und Nachrichten tippen kann, fand ich etwas zu viel des Guten. Trotzdem halte ich die Muskeltiere für eine gelungene Kinderbuchreihe, die vom Verlag unglaublich toll in Szene gesetzt wurde.

Vielen, vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

Ute Krause: “Die Muskeltiere – Picandou und der kleine Schreihals” (Die Muskeltiere-Reihe zum Selberlesen, Band 1)

Eine Übersicht aller Bücher der Autorin

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Fantasy Jugendliteratur Rezensionen

William Ritter: “Jackaby – Der leichenbleiche Mann” (Die Jackaby-Reihe, Band 3)

William Ritter
cbt Verlag
empfohlenes Alter: ab 13 Jahre
9,99€

New Fiddleham, 1892: Es ist zehn Jahre her, dass Jenny Cavanaugh ermordet wurde, doch sie hat noch lange keine Ruhe gefunden und lebt als Geist in Jackabys Haus weiter. Als sich in New Fiddleham auf einmal Mordfälle ereignen, die Jennys Fall verblüffend ähneln, nehmen Jackaby und seine Assistentin Abigail den Fall von damals wieder auf – mit der Absicht, den aktuellen Fall dabei ebenfalls zu lösen. Ihre Suche treibt sie in die Arme eines leichenbleichen Feindes … (Klappentext)

Schaurig-spannend und entzückend schrullig…

Seit dem ersten Band ist die Geisterdame in Jackabys Haus ein ungelöstes Geheimnis. Jenny Cavanaugh wurde vor zehn Jahren in diesem Haus ermordet und findet seither keine Ruhe. Immer wieder versinkt ihr Geist in den Echos der Vergangenheit und durchleidet die schlimmsten Stunden ihres Lebens. Jackabys Assistentin Abigail möchte Jenny helfen und gestattet ihr, von ihrem Körper Besitz zu ergreifen, mit weitreichenden Folgen.

Als eine weitere junge Frau auf ähnliche Weise getötet wird wie einst Jenny, beginnen Jackaby und Abigail zu ermitteln. Sie stoßen auf ein Geheimnis aus der Vergangenheit, eine geheime Forschungseinheit, zu der die klügsten Köpfe des Landes gehören und mit gefährlichen Strippenziehern im Hintergrund.

Der dritte Band der Jackaby-Reihe ist deutlich spannender und verzwickter gestaltet als der zweite Band, sodass keine Sekunde Langeweile aufkommt. Viele Fäden aus den Vorgängerbänden, doch auch zahllose neue Verstrickungen, vereinen sich zu einer übernatürlichen Verschwörung. Fabelwesen sämtlicher Mythologien spazieren über die Seiten. Es ist der reinste Zirkus des Übernatürlichen.

Endlich gewährt der Autor auch ein paar tiefere Einblicke in Jackabys Vergangenheit. Allerdings nicht zu viele; Jackaby bleibt eine geheimnisumwitterte Person, deren Gefühle sich überhaupt nicht einschätzen lassen. Seine Gabe, die ich bislang eher schwammig umschrieben fand, wird verständlicher erklärt. Das Zusammenspiel zwischen ihm und Abigail ist diesmal deutlich enger. Es bereitet viel Freude, den beiden auf ihren gemeinsamen Ermittlungen zu folgen. Die Dialoge sind spritzig und pointiert, herrlich schräg und amüsant. Jackaby, der mit seiner skurrilen Art und seinen übernatürlichen Fachausdrücken häufig auf das Unverständnis seiner Mitmenschen trifft, und dagegen die charmante Abigail, die zwischen ihm und der Meute mit den Mistgabeln steht und vermittelt. Aber es wird auch ernst und ich bin gespannt, wie sich die Geschichte zwischen den beiden fortspinnt.

Insgesamt hat mir ‚Jackaby – der leichenbleiche Mann‘ ein uneingeschränkt vergnügliches Lesererlebnis beschert. Von daher vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

William Ritter: “Jackaby”, Band 1
“Jackaby – Die verschwundenen Knochen”, Band 2

Band 4 ist bisher nur im Englischen erschienen.