Kategorien
Feen Garten Kinderbücher Kinderbücher ab 4 Jahre Märchen Natur Rezensionen Vorlesebücher

Sandra Grimm: “Luna Libella und der Zauber auf der Feenwiese”

Sandra Grimm (Autorin)
Winona Kieslich (Illustratorin)
Penguin Junior Verlag
Lesealter: ab 4 Jahre
128 Seiten
Gebundenes Buch: 15,00€

Kleine Feen, große Abenteuer!

Pst, hier kommt ein Geheimnis! Alle Jubeljahre wird in einer klaren Vollmondnacht eine ganz besondere Fee geboren: eine klitzekleine, federleichte, funkelfröhliche Insektenfee, mit schillernden Flügeln und einem guten Herzen. Und die Jüngste von allen ist die Libellenfee Luna Libella! Gemeinsam mit ihren Freunden erlebt sie jeden Tag magische Abenteuer: Sie helfen Tieren in der Nachbarschaft, gehen auf Entdeckungstour, feiern zauberhafte Feste und vieles mehr. Aber egal, welches Abenteuer auf die fünf Feenkinder wartet: Zusammen macht es noch mehr Spaß! (Klappentext)

Glitzerbuntes Wiesenabenteuer

Zwischen Pusteblumen, Tautropfen und Feenstaub schwirrt Luna Libella durch die Seiten. Sie ist eine kleine Libellenfee mit großen Ideen und einem Händchen für magisches Durcheinander.

Zusammen mit ihren Freunden lebt sie mitten in einer verwunschenen Wiesenwelt: in Pilzhäuschen, Seerosen oder anderen kleinen Naturverstecken. Die Feen und Wiesenwesen erleben allerlei kleine Abenteuer, die nie größer sind als nötig, aber genau die richtige Portion Zauber, Witz und Wärme mitbringen, um Herzen zu berühren.

Mal ist es ein geheimnisvoller Mondscheinabend, mal sorgt eine Glitzerwolke für Aufregung und manchmal ist es einfach nur ein besonderes Gefühl, das zwischen Freunden entsteht beim Feentanz, beim Basteln oder wenn jemand sich plötzlich ganz klein und mutlos fühlt.

Dass die Geschichten in 3, 5 oder 10 Minuten vorgelesen werden können, macht das Buch zu einem wahren Alltagsliebling. Ob für die letzte kleine Geschichte am Abend, für eine kurze Auszeit am Nachmittag oder als gemütliche Pause im turbulenten Familienleben, die Geschichten können passend zum Moment gewählt werden.

Auch optisch ist das Buch ein kleines Kunstwerk. Die stimmungsvollen und liebevoll gezeichneten Illustrationen von Winona Kieslich tragen viel dazu bei, dass Luna und ihre Welt beim Vorlesen sofort lebendig werden. Überall glitzert, flattert und wuselt es, wie ein kleines Wimmelparadies voller Details, in das man sich gerne vertieft.

Sehr gelungen ist die Figurenvielfalt. Schlecki Schneck flitzt in seinem angebrochenen Schneckenhaus mit Flügelantrieb durch die Gegend und backt die besten Kuchen, Mini Marini ist winzig, aber mutig wie ein Riese, Gigi Grasimir fürchtet sich vor fast allem und wächst oft über sich hinaus, und Holla Hummelchen braucht zwar eine große Brille auf der Nase, sieht damit aber auch ohne oft mehr als alle anderen zusammen.

Und wenn Lunas Feenstaub mal wieder verrückt spielt? Keine Sorge. Schlecki hat meistens ein Stück Torte zur Hand und irgendwer hat immer eine Idee, wie aus dem Durcheinander wieder etwas Gutes wird.

Ein wunderbares Vorlesebuch für Kinder ab 4 Jahren. Es ist liebevoll und fantasievoll. Genau richtig für alle, die sich gern verzaubern lassen mit Geschichten, die kurz genug für müde Augen und bunt genug für lebhafte Köpfe sind.

Ein glitzerbuntes Dankeschön an den Penguin Junior Verlag, der uns dieses Buch zur Rezension zur Verfügung gestellt hat.

Alle Bände der Minuten-Vorlesegeschichten-Reihe

Kategorien
Bilderbücher Kinderbücher Kinderbücher ab 3 Jahre Kinderbücher ab 4 Jahre Kinderbücher ab 5 Jahre Kinderbücher ab 6 Jahre Rezensionen tiptoi® von Ravensburger

Anja Kiel: “tiptoi® Kira Katze und die Sache mit dem Streit”

Anja Kiel (Autorin)
Simone Leiss-Bohn (Illustratorin)
Ravensburger Verlag
Lesealter: ab 3 Jahren
16 Seiten
Gebundenes Buch: 12,99€

Streiten will gelernt sein!

Kira Katze freut sich auf das Begrüßungsfest für Familie Meerschweinchen, die neu auf den Sonnenblumenhof gezogen ist. Bei den Vorbereitungen, dem Aufbau und der Feier kommt es zu vielen großen und kleinen Streitigkeiten, die ganz unterschiedlich ablaufen. Manche Tiere werden laut, manche ziehen sich zurück, andere versuchen den Streit zu schlichten. Kira merkt, dass Streit zum Zusammenleben dazugehört. Eine interaktive Bildergeschichte über den Umgang mit Gefühlen. (Klappentext)

Zum Thema Streiten und Vertragen

Kira Katze ist mittendrin, als auf dem Sonnenblumenhof die Vorbereitungen für das Willkommensfest von Familie Meerschweinchen beginnen. Doch wo viele mitmischen, fliegen auch mal die Fetzen: Missverständnisse, Ungeduld, verschiedene Vorstellungen. Eine Fülle von typischen Konfliktauslösern im Kleinen, wie Kinder sie aus ihrem Alltag nur zu gut kennen. Kira merkt, dass Streiten zum Zusammenleben dazugehört, solange man wieder zueinander findet.

Dieses tiptoi®-Buch erzählt eine durchgehende Geschichte, die Kinder ab vier Jahren durch die Höhen und Tiefen des Miteinanders begleitet. Kira ist dabei eine Figur mit hohem Identifikationspotenzial. Sie ist sensibel, aber nicht konfliktscheu, freundlich, aber auch mal überfordert. Sie zeigt, wie man Gefühle ernst nimmt, ohne sich dafür zu schämen oder die anderen zu übergehen.

Die Geschichte entfaltet sich schrittweise über Doppelseiten. Viele Bereiche der Seiten reagieren ebenfalls auf den Stift und laden zum spielerischen Entdecken ein. Besonders schön sind die liebevollen Kleinigkeiten, die nicht direkt zur Haupthandlung gehören. Kinder können so nicht nur den Hauptfiguren zuhören, sondern auch Umgebungsgeräusche hören, kurze Zusatzinformationen erhalten und sich kleine Nebenkommentare berichten lassen.

Dennoch ist die Geschichte stellenweise etwas lang geraten, insbesondere, wenn man das Buch in einem Rutsch durchgehen möchte. In Etappen funktioniert es deutlich besser, gerade für jüngere Kinder mit kürzerer Aufmerksamkeitsspanne.

Insgesamt ist das Buch eine gelungene Ergänzung im tiptoi®-Universum. Statt Sachwissen über Bagger oder Tiere steht hier das emotionale Miteinander im Mittelpunkt. Und das ist für Kinder mindestens so wertvoll, wenn nicht sogar wichtiger. Ein schönes, kluges Buch für alle, die lernen möchten, dass Streiten kein Weltuntergang ist, sondern eine Chance, sich besser zu verstehen.

Vielen lieben Dank an vorablesen.de und den Ravensburger Verlag!

Kategorien
Bilderbücher Erstleser Kinderbücher Kinderbücher ab 4 Jahre Kinderbücher ab 5 Jahre Kinderbücher ab 6 Jahre Rezensionen Vorlesebücher

Ute Krause: “Das Muskeltiere ABC”

Ute Krause (Autorin, Illustratorin)
cbj Verlag
Lesealter: ab 4 Jahren
40 Seiten
Gebundenes Buch: 15,00€

Riesenspaß von A bis Z

Die Muskeltiere planen die perfekte Party und marschieren dabei munter durchs ganze Abc!

So machen die ersten Schritte zum Lesenlernen und der spielerische Umgang mit Wörtern, Begriffen und Sprache schon den Kleinsten einen Riesenspaß! (Klappentext)

Mäusestarkes Lesenlernen

Wenn vier Nagetiere durchs Alphabet marschieren, darf man sich sicher sein: Es wird nicht langweilig, es wird nicht leise und schon gar nicht gewöhnlich. Das Muskeltiere-ABC ist kein trockenes Lehrbuch mit A wie Apfel und B wie Ball, sondern ein waschechtes Abenteuer mit Sprachwitz, Käsekrümeln und dem wohl lautesten Schnarcher der Kinderbuchwelt. Ein Bilderbuch, das sich anschickt, dem Alphabet Leben einzuhauchen mit ordentlich Schwung und einem charmanten Augenzwinkern.

Der Handlungsrahmen ist schnell zusammengefasst: Die Muskeltiere wollen ein Fest feiern. Wer eingeladen wird, wird natürlich in alphabetischer Reihenfolge diskutiert. Leider kommen zuerst die frechen Ratten vorbei, entdecken den gefüllten Müllsack und verputzen kurzerhand alles. Als die anderen Gäste eintreffen, ist nichts mehr übrig. Zum Glück wissen die Mäuse Rat. Schließlich tanzen alle Gäste im Mondlicht um das improvisierte Festmahl.

Besonders gelungen sind die Darstellungen der Buchstaben selbst. Ob als Parade am oberen Seitenrand oder als Teil der Illustration. Sie begegnen den Leser:innen auf mehreren Ebenen. Das erleichtert Kindern ab vier Jahren den Zugang, fördert das Wiedererkennen und macht das Ganze einfach anschaulich. Wer genau hinschaut, entdeckt auch Sonderlaute wie ‘ä’, ‘ei’ oder ‘sch’. Manchmal ziehen oder balancieren die Muskeltiere diese Buchstaben höchstpersönlich durch die Seiten. Spracherwerb mit Muskelkraft, sozusagen.

Auch grafisch überzeugt das Buch auf ganzer Linie. Ute Krauses Illustrationen sind gewohnt charmant, liebevoll verspielt und voller kleiner Details, die entdeckt werden wollen. Die Mimik der Figuren ist herrlich komisch und die Einbindung der Buchstaben in die Handlung funktioniert nicht nur pädagogisch, sondern auch ästhetisch hervorragend. Auch ohne lange Textpassagen entsteht eine vollständige Geschichte, die beim Vorlesen ebenso gut funktioniert wie beim eigenständigen Entdecken.

Hilft das Ganze nun beim Lesenlernen? Ja, und zwar auf die beste Art, nämlich mit Spaß. Das Muskeltiere-ABC ist kein klassisches Lehrbuch, sondern weckt die Freude an Sprache und Buchstaben auf kreative Weise. Es regt zum Mitsprechen, Nachdenken und Erfinden eigener Wörter an. Am Ende dürfen Kinder sogar selbst weitere Wortbeispiele sammeln.

Insgesamt ein fröhliches, kluges ABC-Buch mit warmherzigen Helden. Für alle, die Buchstaben nicht nur erkennen, sondern auch feiern wollen – am besten bei Mondschein und mit einer ordentlichen Portion Futter.

Wir bedanken uns beim Verlag für das mäusestarke Rezensionsexemplar!

Kategorien
Bilderbücher Kinderbücher Kinderbücher ab 3 Jahre Kinderbücher ab 4 Jahre Rezensionen Vorlesebücher

Britta Sabbag: “Känguru Knickohr – Huhu, Känguru! Was hörst denn du?”

Britta Sabbag (Autorin)
Igor Lange (Illustrator)
Penguin Junior Verlag
Lesealter: ab 4 Jahre
32 Seiten
Gebundenes Buch: 15,00€

“Aufwachen, mein Schatz!”, ruft Mama Känguru am Morgen. Und was macht Knickohr? Das kleine Känguru kuschelt sich noch mal gemütlich in seinen Platz. Nach dem Spielen am Nachmittag räumt Knickohr nicht etwa auf, sondern stapelt auf seinen Turm noch mehr Klötze drauf. Denn das kleine Känguru hört nur, was es hören will: So wird der ganze Tag, wie Knickohr ihn mag!

Ein ganz besonderer Bilderbuch-Spaß mit lustigen Reimen zum Mitraten, Mitmachen und Mitlachen! (Klappentext)

Wie ein ganz normaler Tag mit Kindern

Wer mit Kindern zusammenlebt, weiß: Gesagt ist nicht gleich gehört und verstanden schon gar nicht. Genau diesen Alltagsmomenten widmet sich „Känguru Knickohr“, ein Bilderbuch voller Reimspaß, Wortverdrehungen und herrlich kindlicher Logik.

Das kleine Känguru Knickohr ist ein Meister darin, nur das zu hören, was ihm gerade in den Tagesplan passt. Wenn es heißt: „Aufräumen!“, versteht Knickohr „noch mehr bauen!“ Und statt „Zähne putzen“ hört es „Kissenschlacht“. Die Reime, mit denen Knickohr auf elterliche Ansagen reagiert, sind verspielt, kreativ und mit viel Witz getextet. Ob man darüber lacht oder innerlich seufzt, hängt davon ab, ob man gerade liest – oder selbst versucht, ein Kind zum Anziehen zu bewegen.

Parallel zur Reimgeschichte darf eine kleine Spinne beobachtet werden, die regelmäßig fragt, was Knickohr wohl diesmal gehört hat. Ein Suchspiel für Kinder, ein wiederkehrendes Element für den Rhythmus der Geschichte und ein charmanter Kniff, um Kinder zum Mitdenken einzuladen. Die Spinne kommentiert nicht, sie urteilt nicht, sie stellt nur Fragen. Wie ein gutes Bilderbuch eben.

Textlich spielt Britta Sabbag gekonnt mit Sprachrhythmus, Lautmalerei und Alltagsnähe. Die Reime haben Schwung und laden zum Mitsprechen ein, wobei nicht immer alles streng im Versmaß bleibt. Einige Passagen sind dialogisch erzählt, was das Ganze auflockert. Igor Langes Illustrationen tun ihr Übriges: Warm, witzig und voller kleiner Details fangen sie Knickohrs Welt liebevoll ein. Besonders schön ist die Mimik der Figuren. Känguru Knickohr bleibt trotz seiner Eigenwilligkeit durchweg sympathisch.

Und die Botschaft? Sie schwingt mit, ohne sich aufzudrängen: Kinder hören oft nicht falsch – sie hören selektiv. Was aus Erwachsenensicht nach Trotz klingt, ist manchmal einfach ein anderes Verständnis von Prioritäten (Kuscheln schlägt Aufstehen, Bauen schlägt Aufräumen). Wer hier pädagogische Tiefe sucht, findet sie, aber in lockerer Verpackung. Der erhobene Zeigefinger bleibt in der Kängurutasche.

„Känguru Knickohr“ ist ein Bilderbuch für alle, die sich in den kleinen Alltagsduellen zwischen Kind und Erwachsenem mit einem Augenzwinkern wiedererkennen. Es ist lustig, ohne albern zu sein, klug, ohne sich wichtig zu machen.

Ein riesengroßes Dankeschön an den Penguin Junior Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!

Kategorien
Bilderbücher Kinderbücher Kinderbücher ab 4 Jahre Natur Rezensionen Sachbücher für Kinder

Babette Pribbenow: “Tricksen, Täuschen, Tarnen”

Babette Pribbenow (Autorin)
Rinah Lang (Illustratorin)
Tulipan Verlag
Lesealter: ab 4 Jahre
32 Seiten
Gebundenes Buch: 18,00€

Ein faszinierendes Sachbilderbuch über Mimikry und Mimese

Wusstest du, dass es Tiere gibt, die erstaunliche Kniffe und Tricks auf Lager haben, um sich vor Feinden zu schützen oder aber um leichte Beute zu machen? Die Schwebfliege zum Beispiel gibt sich als gefährliche Wespe aus und der Fetzenfisch verkleidet sich als zerrissenes Blatt. Überall auf der Welt gibt es Tiere, die tricksen, täuschen und tarnen. Applaus für diese cleveren Schauspieler und Verwandlungskünstler!

Täuschend echt – ein Sachbilderbuch, das Augen öffnet

„Tricksen, Täuschen, Tarnen“ ist eines dieser Bücher, die man beim ersten Durchblättern eigentlich nur anschauen möchte und beim zweiten Mal merkt, wie viel Wissen darin steckt. Es geht um Mimikry und Mimese, zwei Begriffe, die man vermutlich nicht in einem Bilderbuch für Kinder ab vier erwarten würde. Und ja, genau das ist auch ein kleiner Knackpunkt.

Aber von vorn: Das Buch zeigt Tiere, die sich tarnen oder andere Lebewesen imitieren. Alles, um zu überleben. Die Schwebfliege, die sich als Wespe ausgibt, der Fetzenfisch, der wie ein altes Blatt aussieht, oder der Polarfuchs, der mit seinem weißen Fell in der Schneelandschaft praktisch verschwindet. Solche Beispiele werden sehr bildhaft dargestellt, nicht nur durch die Texte, sondern vor allem durch die Illustrationen. Rinah Lang gelingt es, die Tiere so in ihre Umgebung einzubetten, dass man als Leser fast suchen muss, wo sie sich verstecken. Das macht Spaß, lädt zum Entdecken ein und funktioniert auch schon mit kleineren Kindern sehr gut.

Anders sieht es mit den Texten aus. Die sind durchweg gut geschrieben, informativ und nie trocken, aber für ein vierjähriges Kind sind sie allein schwer zugänglich. Die Begriffe werden erklärt, aber nicht auf eine Weise, die sich ganz selbstverständlich beim Vorlesen erschließt. Für Vorschulkinder, die sich für Tiere interessieren, ist das Buch mit etwas Unterstützung der Erwachsenen gut geeignet. Wer allerdings hofft, dass das Kind sich das Buch allein anschaut und „nebenbei“ etwas über Biologie lernt, wird vermutlich enttäuscht.

Was das Buch besonders macht, ist die Auswahl der Tiere. Es sind nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Chamäleon oder Eule, sondern auch viele eher unbekannte Arten, die man so noch nie gesehen oder bewusst wahrgenommen hat. Gerade das macht es spannend, auch für Erwachsene. Man lernt selbst beim Vorlesen noch etwas dazu. Es ist also definitiv kein typisches Kinderbuch, das man nach dem dritten Mal auswendig kennt. Vielmehr ist es ein Titel, zu dem man immer wieder zurückkehrt, weil man neue Details entdeckt.

Insgesamt ist es kein einfaches Buch für den schnellen Vorlesemoment, sondern ein wunderbar gestaltetes Sachbilderbuch, das die faszinierenden Tricks der Natur in Szene setzt. Für Kinder mit großem Wissenshunger und für Erwachsene, die gern mitlernen. Ein bisschen anspruchsvoll, aber lohnend.

Ein ganz herzliches Dankeschön an den Tulipan Verlag, der uns dieses wunderbare Sachbilderbuch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Kategorien
Bilderbücher Kinderbücher Kinderbücher ab 4 Jahre Rezensionen Vorlesebücher

Rüdiger Bertram: “Kopfüber durch die Nacht”

Rüdiger Bertram (Autor)
Katja Gehrmann (Illustratorin)
Tulipan Verlag
Lesealter: ab 4 Jahre
40 Seiten
Gebundenes Buch: 16,00€

Henry liegt schon im Bett, als ihm einfällt, dass er vergessen hat, die Kaninchen der Nachbarn zu füttern! Er schleicht sich aus der Wohnung, er ist ja gleich zurück. Doch als er im Hausflur steht und die Tür hinter ihm ins Schloss fällt, bemerkt er, dass er die Schlüssel vergessen hat. Er kommt weder zu den Nachbarn noch zurück in sein Bett. Mist! Henry begibt sich auf die Suche nach jemandem, der ihm helfen kann, und trifft bei seinem Streifzug durch die nächtliche Stadt auf viele Menschen, die arbeiten, während alle anderen schlafen. (Klappentext)

Ein ungewöhnlicher Streifzug durchs nächtliche Leben

Mit „Kopfüber durch die Nacht“ legt Rüdiger Bertram ein Bilderbuch vor, das sich vom klassischen Einschlafbuch abhebt. Es ist weniger eine sanfte Gutenachtgeschichte mit beruhigender Atmosphäre, sondern mehr ein abenteuerlicher, manchmal fast rastloser Streifzug durch die Stadt bei Nacht. Im Mittelpunkt steht der kleine Henry, der allein mit seinem Babysitter zu Hause ist. Kurzerhand schlüpft er in den Hausflur. Von dort aus gerät er in eine Abfolge nächtlicher Begegnungen mit Erwachsenen, die alle eines gemeinsam haben: Sie arbeiten, während andere längst schlafen.

Was auf den ersten Blick wie eine charmante nächtliche Odyssee wirkt, wirft bei genauerem Hinsehen durchaus Fragen auf. Henry trifft in dieser Nacht unter anderem auf Partybesucher, Feuerwehrleute, eine Bäckerin, einen Arzt und Reinigungskräfte. Alle sind freundlich, hilfsbereit, aber letztlich zu beschäftigt, um ihm wirklich zu helfen. Bis schließlich ein Taxifahrer ihn nach Hause bringt. Dass ihm am Ende eine Einbrecherin die Tür öffnet und ihm ihren Dietrich als Erinnerung überlässt, mag augenzwinkernd gemeint sein, wirkt im Gesamtkontext aber befremdlich – zumindest aus erwachsener Sicht.

Denn so viel Situationskomik und liebevoll gezeichnete Begegnungen das Buch auch enthält, so sehr bleibt der Eindruck zurück: Diese Geschichte bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Fantasie und Realität. Henry irrt die ganze Nacht allein durch eine Stadt, ohne dass der Babysitter es bemerkt, ohne dass jemand ernsthaft beunruhigt scheint. Er steigt zu einem Fremden ins Auto, begegnet einer Einbrecherin, durchquert die Straßen barfuß und im Schlafanzug. Man kann das natürlich als fantasievolle Überzeichnung und moderne Märchenstruktur deuten, wenn man mag.

Was das Buch dennoch interessant macht, ist die subtile Art, mit der es Kindern zeigt, dass auch nachts Leben pulsiert – und dass viele Menschen arbeiten, damit der Alltag anderer reibungslos läuft. Diese Idee ist nicht neu, wird hier aber mit einem ungewöhnlich erzählten Plot und durch Katja Gehrmanns Illustrationen atmosphärisch stark eingefangen. Die nächtlichen Szenen sind lebendig und detailreich, die Figuren wirken durch kleine Gesten und Mimik authentisch. Besonders gelungen ist die Darstellung von Henrys Gefühlswelt: seine Neugier, sein Frust, sein Durchhaltewille – all das zeigt sich nicht nur im Text, sondern auch in den Bildern.

Trotzdem bleibt bei mir ein ambivalentes Gefühl zurück. Ist diese Geschichte wirklich für Kinder ab vier Jahren geeignet? Oder wird hier eine ironische Perspektive eingenommen, die eher Erwachsene schmunzeln lässt? Die Geschichte lässt sich schwer einordnen. Sie ist kein klassisches Vorlesebuch zum Einschlafen, dafür ist sie zu unruhig, zu überfrachtet mit Eindrücken. Gleichzeitig fehlt ihr die Stringenz einer klaren Fantasiegeschichte, die sich eindeutig von der Realität abhebt.

Fazit: „Kopfüber durch die Nacht“ ist originell, ungewöhnlich und regt zum Nachdenken an. Ein spannender, aber nicht ganz unproblematischer Buchtitel, der sicher nicht jeden Geschmack trifft und sich besser für eine gemeinsame, begleitete Lektüre eignet als für das ruhige Einschlafritual. Kein schlechtes Buch – aber eben eines, das man nicht einfach „weglesen“ kann.

Vielen lieben Dank an Tulipan, die uns dieses interessante Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben.

Kategorien
Bilderbücher Garten Kinderbücher Kinderbücher ab 4 Jahre Natur Rezensionen Vorlesebücher

Kai Pannen: “Trautes Heim, Glück allein” Du spinnst wohl-Reihe, Band 8

Kai Pannen (Autor/ Illustrator)
Tulipan Verlag
Lesealter: ab 4 Jahren
104 Seiten
Gebundenes Buch: 16,00€

Endlich wieder zu Hause – in der guten alten Buchenhecke! Aber hier ist nichts mehr, wie es sein sollte. Keine blühenden Blumen im Garten, der Rasen ist raspelkurz und umgeben von sterilen Schotterbeeten. Doch damit nicht genug: Ein verwöhnter, pummeliger Bienen-Drohn hat sich in Karl-Heinz’ und Bisys Netz eingenistet. Leider ist der nicht der Einzige, der Stunk macht. Das ganze Bienenvolk wirbelt die Hecke mächtig auf und sorgt für Zucht und Ordnung. Aber bald wird klar: Auch die Bienen sind Opfer des blütenlosen Gartens. Ein Plan muss her … (Klappentext)

Ordnung muss sein, dann ist das Chaos perfekt

Kai Pannen entführt uns in “Trautes Heim, Glück allein” erneut in die turbulente Welt von Bisy und Karl-Heinz. Doch diesmal ist in ihrer geliebten Buchenhecke nichts mehr, wie es war. Statt wilder Blumen und gemütlicher Unordnung erwartet sie eine sterile Steinwüste und ein neues, ziemlich nerviges Bienenvolk. Besonders Dennis, ein verwöhnter Drohnenprinz, sorgt für Wirbel. Die Bienen haben strenge Regeln eingeführt: Ausgehzeiten für Insekten, ein Verbot für Karl-Heinz, die Brombeerhecke zu verlassen, und ständige Drohungen mit ihren Stacheln. Ihr Motto: Ordnung muss sein.

Doch als Karl-Heinz eines Tages nicht vom Läusemarkt zurückkommt, wird es ernst. Bisy verkleidet sich als Biene und schmuggelt sich in den Bienenstock, wo er erfährt, dass Dennis in Wirklichkeit ein unnützer Drohn ist, der nichts als Chaos angerichtet hat, und der obendrein gar keinen Stachel besitzt! Mit seinem neuen Wissen fasst Bisy einen Plan: Die Bienen müssen aus der Hecke vertrieben werden. Gemeinsam mit Dennis versammelt er die anderen Insekten und bringt sie dazu, bei der Rettungsaktion mitzumachen. Ihr Meisterwerk ist ein gigantischer Bienen-Zeppelin, mit dem sie die Eindringlinge vertreiben wollen. Doch die Bienen lassen sich nicht so leicht unterkriegen.

Am Ende geht es jedoch nicht nur ums Vertreiben, sondern ums Verändern. Die Insekten beschließen, die Hecke wieder zum Blühen zu bringen. Gemeinsam rollen sie die Kieselsteine aus dem Beet, sodass im Frühling neue Blumen wachsen können. Mit Hilfe der Nashornkäferdame Martha fliegen Karl-Heinz und die Ameisen über die Wiese und verteilen Blumensamen, um neues Leben zu schaffen.

Kai Pannen kombiniert wie gewohnt witzige Dialoge mit skurrilen Situationen und charmanten Charakteren. Die Illustrationen sind dynamisch, detailreich und voller witziger Anspielungen. Die Geschichte greift wichtige Themen auf, wie das Zusammenleben verschiedener Wesen, die Bedeutung von Vielfalt und die Folgen menschlicher Eingriffe in die Natur. Besonders schön ist, dass die Lösung nicht in der bloßen Vertreibung der Bienen liegt, sondern im gemeinsamen Handeln für eine bessere Umwelt. “Trautes Heim, Glück allein” ist ein chaotisch-lustiges Abenteuer mit einer Botschaft, die zum Nachdenken anregt und dabei einfach riesigen Spaß macht!

Vielen lieben Dank an den Tulipan Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!

Kategorien
Bilderbücher Kinderbücher Kinderbücher ab 4 Jahre Natur Rezensionen

Julia Regett: “Egal, sagt Aal”

Julia Regett (Autorin/ Illustratorin)
CalmeMara Verlag
Lesealter: ab 4 Jahre
32 Seiten
Gebundenes Buch: 22,00€

Aal ist ein ganz und gar ungewöhnlicher Fisch: Selbstbewusst, sorglos und eigensinnig kümmert es Aal wenig, was die anderen Tiere im Teich denken. Ob die Stichlinge sticheln, weil Aal so anders aussieht als andere Fische, Bernd Biber bezweifelt, dass Aal bis ins Meer schwimmen kann, oder die Forellen Aal das Rückenschwimmen verbieten wollen – Aals Antwort lautet stets: Mir doch egal! Bis zu dem Moment, als Fred Flusskrebs in Tränen ausbricht und Aal das Egal plötzlich Bauchschmerzen bereitet …

Diese unbeschwerte Bilderbuchgeschichte zeigt, wie es gelingen kann, sich selbst treu zu bleiben und dabei gleichzeitig die Bedürfnisse seiner Mitmenschen – oder besser: Mit-Tiere – nicht aus dem Blick zu verlieren. (Klappentext)

Wenn’s Egaal nicht mehr egal ist

Manchmal wäre es doch herrlich, sich einfach um nichts zu scheren. Aal, der unkonventionelle Held in diesem Bilderbuch lebt genau nach diesem Motto. Zumindest so lange, bis das Leben ihm eine kleine, aber entscheidende Lektion erteilt.

Schon auf den ersten Seiten wird klar: Aal ist anders. Mit stoischer Gelassenheit lässt er die Sticheleien der Stichlinge an sich abprallen, begegnet Zweiflern mit Gleichgültigkeit und trotzt den Regeln der Forellen mit einem überlegenen Lächeln. Sein Selbstbewusstsein wirkt dabei erfrischend und inspirierend. Ein wunderbares Vorbild für kleine (und große) Leser:innen, die sich vielleicht allzu oft Sorgen darüber machen, was andere von ihnen halten. Doch das Buch bleibt nicht nur bei der Botschaft, dass man sich selbst treu bleiben sollte. Die Geschichte zeigt auf humorvolle Weise, dass ‘egal‘ nicht immer die beste Antwort ist, vor allem dann nicht, wenn es um die Gefühle anderer geht.

Besonders gelungen ist die Wendung, als Fred Flusskrebs auftaucht. Er ist der erste, der Aal nicht belehren oder kritisieren will. Und doch bringt er ihn ins Grübeln. Denn was, wenn es eben nicht ‘egal‘ ist, wie sich andere fühlen? Dieser Moment verleiht der Geschichte eine angenehme Tiefe, ohne belehrend zu wirken. Kinder erleben mit Aal, wie sich Selbstbestimmung und Empathie nicht gegenseitig ausschließen, sondern wunderbar ergänzen können.

Die Sprache ist lebendig und voller Witz. Kurze, prägnante Sätze machen die Geschichte leicht verständlich und dennoch pointiert. Die Dialoge sprühen vor Charme und die Tiere im Teich haben alle ihren ganz eigenen Charakter. Gerade das macht sie so einprägsam. Sie sind nicht nur Statisten, sondern kleine Persönlichkeiten, die Aal auf seiner Reise begleiten und ihn herausfordern.

Ein weiteres Highlight sind die Illustrationen. Sie fangen nicht nur die Unterwasserwelt wunderschön ein, sondern spiegeln auch perfekt Aals unbekümmertes Wesen wider. Die Farben sind kräftig, die Figuren ausdrucksstark und es gibt viele kleine Details zu entdecken, die das Vorlesen und gemeinsame Betrachten zu einem Vergnügen machen.

Egal, sagt Aal‘ ist ein Bilderbuch, das mehr bietet als eine einfache Botschaft. Es zeigt Kindern und Eltern, wie wichtig es ist, sich selbst zu lieben, aber auch, dass echtes Miteinander Empathie erfordert. Ein Buch, das zum Lachen, Nachdenken und immer wieder Lesen einlädt – und vielleicht sogar dazu inspiriert, das ‘Egal‘ in manchen Momenten über Bord zu werfen.

Ein von Herzen kommendes Dankeschön an CalmeMara und Vorablesen für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!

Kategorien
Bilderbücher Halloween Kinderbücher Kinderbücher ab 4 Jahre Märchen Rezensionen Vorlesebücher

Tini Malina: “Mut und Marmelade”

Tini Malina (Autorin/ Illustratorin)
Tulipan Verlag
Lesealter: ab 3 Jahre
48 Seiten
Gebundenes Buch: 16,00€

Eine Geschichte über den Mut, der im Verborgenen in uns schlummert

Püssen wäre so gerne mutig! Denn obwohl er ein Hexenkater ist, hat er schreckliche Angst im Dunkeln. Und vor Spinnen. Und schwindelfrei ist er auch nicht. Also bittet er die Hexe Tilda ihm mit einem Zaubertrunk zu helfen. Als Tilda ihn beauftragt tote Fliegen und Hagebutten zu besorgen, ist sich Püssen sicher: Die sind für seinen Mutigtrunk. Er zögert keine Sekunde und macht sich auf in den Wald. Er kann es kaum erwarten, endlich mutig zu werden! Und selbst als es zu dämmern beginnt, lässt er von seiner Suche nicht ab. Wenn das mal nicht mutig ist. (Klappentext)

Kleiner Kater ganz groß

Mut ist eine seltsame Sache. Manchmal versteckt er sich genau dort, wo wir ihn am wenigsten vermuten: nämlich tief in uns selbst. Dieses Bilderbuch ab 4 Jahren erzählt von einem kleinen Hexenkater namens Püssen, der sich fürchterlich vor der Dunkelheit fürchtet, sich vor Spinnen gruselt und dem schon beim Gedanken an große Höhen schwindelig wird. Dabei wäre er doch so gerne mutig!

Püssen ist sich sicher, dass Hexe Tilda ihm helfen kann. Die elf toten Fliegen und der Sack voll Hagebutten, die Püssen besorgen muss, sind zwar nicht unbedingt die leckersten Zutaten für seinen Zaubertrank, aber was tut man nicht alles, um endlich mutig zu werden. Als der kleine Kater im Wald vor einem riesigen Spinnennetz mit Fliegen steht und plötzlich bemerkt, wie tief die Sonne bereits am Horizont steht, wird ihm klar, dass hier genau die Dinge lauern, vor denen er sich fürchtet. Aber er will seinen Mutigtrunk um jeden Preis. Und so springt er schließlich in die Tiefe und sammelt mutig weiter Hagebutten, bis die Nacht hereinbricht. Er rennt um sein Leben, als ihn zwei leuchtende Augen verfolgen – nur um dann festzustellen, dass es zwei harmlose Glühwürmchen sind. Am Ende stellt sich heraus: Hexe Tilde brauchte die Zutaten gar nicht für Püssens Mutigtrunk. Und mittlerweile braucht auch Püssen den Mutigtrunk nicht mehr. Denn wahrer Mut zeigt sich nicht durch Zauberei, sondern in den Entscheidungen, die wir treffen, auch wenn wir Angst haben.

Was an diesem Bilderbuch besonders begeistert, ist die Art, wie es mit dem Thema Mut umgeht. Es geht nicht um Draufgängertum oder darum, Angst einfach zu überwinden. Vielmehr zeigt die Geschichte, dass Mut oft in kleinen Schritten entsteht. Dass er sich nicht laut ankündigt, sondern sich erst im Rückblick zeigt. Gerade für Kinder, die selbst manchmal vor Herausforderungen stehen, ist diese Botschaft wertvoll. Mut ist kein angeborenes Talent, sondern ein Prozess.

Die Illustrationen unterstreichen diese Geschichte auf interessante Weise. Mit einfachen geometrischen Formen und kindlichen Kritzeleien wirken sie fast so, als hätte ein Kind sie selbst gezeichnet. Die starken Kontraste zwischen warmen Gelb- und Erdtönen und tiefem Schwarz fangen die Atmosphäre des Waldes und Püssens innere Spannung wunderbar ein. Mein fünfjähriges Kind hat die Bilder mit großer Begeisterung betrachtet und immer wieder neue Details entdeckt.

Wenn überhaupt, hätte das Ende noch etwas mehr Raum bekommen können. Der Moment, in dem Püssen realisiert, dass er den Trunk gar nicht braucht, ist zwar stark, allerdings hätte ich mir gewünscht, noch etwas mehr vom mutig werdenden Hexenkater erleben zu dürfen.

Mut und Marmelade ist eine warmherzige, kluge Geschichte über Selbstvertrauen, über den Mut, der oft leise beginnt, und über die kleinen großen Abenteuer, die uns wachsen lassen. Eine klare Empfehlung für Kinder ab vier Jahren und für alle, die sich manchmal noch einen Mutigtrunk wünschen. Ein sehr gelungenes Buch.

Ein liebevolles Dankeschön an den Tulipan Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!

Kategorien
Bilderbücher Garten Kinderbücher Kinderbücher ab 4 Jahre Rezensionen

Martin Klein: ” Igel, Opa und ich”

Martin Klein (Autor)
Tobias Krejtschi (Illustrator)
Tulipan Verlag
Lesealter: ab 4 Jahre
32 Seiten
Gebundenes Buch: 16,00€

Anrührende Geschichte über das Leben und seine Endlichkeit im Gang der Jahreszeiten

Im zeitigen Frühjahr taucht Herr Igel in Opas Garten auf, ein kleiner abgemagerter Kerl. Opa und Enkelkind ist schnell klar, dass er Hilfe braucht. Sie bauen ihm ein Haus aus Ziegelsteinen mit einem Handtuchbett, füttern ihn mit Katzenfutter und lesen ihm viele abenteuerliche Geschichten vor. So verbringen sie gemeinsam einen schönen Sommer. Als der Herbst kommt, wird es Zeit für Herrn Igels Winterschlaf. Doch wird er auch im nächsten Jahr wieder daraus erwachen? (Klappentext)

Ein Bilderbuch über Leben, Abschied und das Weitergehen

Mit „Igel, Opa und ich“ erzählt Martin Klein eine einfühlsame Geschichte über die Vergänglichkeit des Lebens, über Fürsorge und den Wandel der Jahreszeiten. Das Buch begleitet einen Jungen und seinen Großvater, die sich um einen kleinen, geschwächten Igel kümmern. Sie bauen ihm ein Häuschen, füttern ihn und lesen ihm vor. Sie erleben einen Sommer voller gemeinsamer Momente, die in lebendigen Bildern eingefangen werden. Doch mit dem Herbst kommt auch die Veränderung: Der Igel muss sich auf den Winterschlaf vorbereiten und für die beiden Menschen beginnt ein neuer Abschnitt.

Die Geschichte wird in einer ruhigen, fast nostalgischen Erzählweise präsentiert. Besonders die Schilderung des Gartens ist gelungen. Es ist ein Ort voller Leben, Farben und Geborgenheit. Hier ist nicht nur die Natur ein wichtiger Bestandteil der Erzählung, sondern auch die Beziehung zwischen Enkel und Großvater. Die warme, vertraute Atmosphäre zieht sich durch das gesamte Buch und macht die Bindung zwischen den Figuren spürbar.

Ein zentrales Thema des Buches ist der Abschied. Während der Igel zunächst nur in den Winterschlaf geht, wird schnell klar, dass die Geschichte noch eine tiefere Ebene hat. Als der Frühling kommt, erwacht Herr Igel nicht mehr – und der Junge und sein Opa begraben ihn. Damit endet jedoch die Geschichte nicht. In den letzten Seiten zeigt sich ein erzählerischer Bruch: Der Enkel schaukelt allein und nascht heimlich Süßigkeiten im Heckenversteck. Hier bleibt die Erzählung bewusst offen. Ist der Opa noch da oder ist auch er gegangen? Das Buch gibt darauf keine klare Antwort, sondern überlässt es den Lesenden, ihre eigene Interpretation zu finden.

Die Illustrationen von Tobias Krejtschi tragen viel zur Stimmung des Buches bei. Die kräftigen Grün- und Erdtöne verleihen dem Garten eine natürliche, warme Ausstrahlung. Besonders schön ist, wie die Bilder den Lauf der Jahreszeiten widerspiegeln, vom lebendigen Sommer bis zum stillen Herbst.

„Igel, Opa und ich“ ist ein poetisches und vielschichtiges Bilderbuch, das Kinder sanft an das Thema Vergänglichkeit heranführt. Es zeigt, dass der Abschied von einem geliebten Wesen traurig sein kann, aber auch, dass das Leben weitergeht mit neuen Geschichten, neuen Erinnerungen und der Gewissheit, dass das Vergangene immer ein Teil von uns bleibt.

Vielen lieben Dank an den Tulipan Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!