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Rezensionen Romane

Shrabani Basu: “Victoria & Abdul”

Shrabani Basu
Goldmann-Verlag
ISBN: 9783442159369
10,00€

 

 

 

Der stattliche, gut aussehende Abdul Karim war gerade vierundzwanzig Jahre alt, als er seine große Reise von Indien nach England antrat. Als Gesandter der indischen Kolonien kam er an den Königlichen Hof in London, um Ihrer Majestät Queen Victoria (Judi Dench), der Kaiserin von Indien, anlässlich ihres 50. Thronjubiläums (1887) im Haushalt zu dienen. Eine Begegnung mit dem jungen Muslim aus Agra, der Stadt des Taj Mahal, entflammte Victorias Neugier. Die auf die siebzig zugehende Monarchin erhob Abdul in den Stand des königlichen Lehrers und Sekretärs, es entwickelte sich eine intensive Freundschaft. Im Königshaus sorgte das für Spannungen, doch gegen alle Widerstände und Intrigen bestand die Queen darauf, sich auch auf Reisen stets von ihrem indischen Vertrauten begleiten zu lassen. Abdul sollte bis zu Victorias Tod nicht mehr von ihrer Seite weichen. Ein Skandal und zugleich eine zarte Liebesgeschichte. (Umschlagtext)

Die Geschichte von Queen Victoria und ihrem Munshi (Sprachlehrer) beruht auf wahren Begebenheiten. Es ist eine ganz bezaubernde Geschichte zwischen der Monarchin, die ein ganzes Zeitalter geprägt hat, und dem sehr viel jüngeren Inder, der sie in Hindustani unterrichtete und ihr von dem Land berichtete, dessen Kaiserin Victoria war und das sie selbst nie bereist hat. Zwei Menschen hätten nie unterschiedlicher sein können und dennoch entspinnt sich zwischen ihnen eine tiefe Freundschaft und Verbundenheit.

Shrabani Basu widmet sich diesen beiden Figuren in ihrem Buch mit sehr viel Respekt und erzählt ihre Geschichte mit viel Feingefühl. Basu erfasst die Vielschichtigkeit dieser Charaktere und macht sie für den Leser greifbar.

Die Lesart ist ein wenig schwierig zu bestimmen. Ist es eine historische Dokumentation? Oder ein Sachbuch? Um das ganze Werk abzurunden, hätte es mir besser gefallen, wenn die Darstellungsform mehr in Richtung Roman gegangen wäre. Ansatzweise geschieht das sogar, beispielsweise, wenn wir in Victorias Alltag eintauchen, doch dann reihen sich Jahreszahlen und Ereignisse  aneinander, die Geschichte wird aus der kühlen Distanz eines Historikers geschildert. Ich fürchte, wer hier einen historischen Roman erwartet, wird enttäuscht sein.

Aber da mir die Geschichte gefällt, werde ich vermutlich als nächstes den Film gucken. Judi Dench als Queen Victoria scheint ja zu passen wie die Faust auf’s Auge.

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