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Tereza Vostradovská: “Komm mit raus, Entdeckermaus! Ein Bilderbuch über die Wunder der Natur”

Tereza Vostradovská
cbj Verlag
empfohlenes Alter: ab 4 Jahre
15,00€

Die kleine Maus sitzt am liebsten in ihrer gemütlichen Höhle, trinkt Tee und liest Bücher, in denen etwas spannendes erklärt wird. Als eines Tages Wurzeln in ihren Bau hineinwachsenm will sie wissen, woher die kommen, und sie beginnt, die Natur rund um ihren Mausbau zu erkunden. Dabei lernt sie die Tiere und Pflanzen im Wald, am Teich und im Garten kennen, macht Experimente und schreibt darüber selbst ein Buch – dieses hier! (Klappentext)

Sachbilderbuch für kleine Naturforscher

Es ist wohl eine häufig gemachte Beobachtung, dass Kinder heutzutage zwar schon früh wissen, wie ein Computer funktioniert, doch keine Ahnung haben, wie der schwarze Vogel heißt, der im Baum vorm Haus zwitschert. Zusammen mit der neugierigen Maus gehen Kinder mit offenen Augen hinaus in die Natur und entdecken und erforschen deren Wunder.

Die Maus lädt ein zu Streifzügen durch Wald und Garten, erkundet die Umgebung rund um den Mäusebau und taucht sogar in den Teich hinab, um die Lebewesen und sogar die miteinander in Wechselwirkung stehenden Prozesse in der Natur auf einem kindgerechten Niveau vorzustellen.

Die Kinder werden animiert, sich aktiv mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen. Denn die im Buch vorgestellte Artenvielfalt findet sich gleich vor der eigenen Haustür. Es sind für unsere Region typische Tier- und Pflanzenarten, die in diesem Buch wunderbar realitätsnah bebildert werden. Die Maus regt auch immer wieder zu kleinen, leichten Experimenten an. Das Sammeln von Samen und Baumfrüchten beispielsweise macht Kindern viel Spaß. Aber auch die Entnahme einer Wasserprobe aus dem nächsten Teich ist einfach umzusetzen und hilft jungen Entdeckern ein Verständnis für ihre Umwelt zu entwickeln.

Die Entdeckermaus ist als Sachbilderbuch für Kinder im Vorschulalter bestens geeignet. Es vermittelt eine umfangreiche Allgemeinbildung über die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Aber auch an das erste Grundlagenwissen für den späteren Biologieunterricht wird herangeführt. Alles natürlich in spielerischer Weise mit bunten Illustrationen und knappen Texten. Die Informationsfülle ist nicht überbordend, obwohl wirklich viele Themenbereiche angeschnitten werden. Dieses Buch regt dazu an, neugierig und aufgeschlossen zu sein, und ist daher ausnahmslos weiterzuempfehlen.


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Natascha Ochsenknecht: “Perlinchen – Mein größter Schatz”

Natascha Ochsenknecht
Boje Verlag
empfohlenes Alter: ab 4 Jahre
12,90€

Ein Schatz ist gestohlen worden!

Ganz Käferhausen ist in heller Aufregung. Perlinchen, ihr Bruder Charly Schlaufuchs und ihr bester Freund Jimi Blaupunkt begeben sich auf die Suche, bei Kapitän Hüpf, dem alten Grashüpfer, bei Piks, der Biene, bei der dicken Hummel Bärbel Brumm und bei all den anderen Bewohnern von Käferhausen. Dabei finden sie Erstaunliches heraus: Ein Schatz muss nicht immer glänzen wie Gold… (Klappentext)

Neues aus Käferhausen

Perlinchen, das Käfermädchen mit den rosa Flügeln und silbernen Glitzerpunkten, kommt mir einem zweiten Abenteuer daher, was viele begeisterte Leser des ersten Buches sehr freuen wird. Im Vordergrund steht diesmal nicht Perlinchens Andersartigkeit, die sie so besonders macht. Stattdessen geht es um die Bedeutung von ideellen Werten.

In Käferhausen wurde ein Diebstahl begangen. Ein wertvoller Schatz ist verschwunden und das mutige Käfermädchen begibt sich zusammen mit ihrem Bruder und ihrem besten Freund sofort auf die Suche. Bei der Befragung der Bewohner Käferhausens lernen die Käferkinder schnell, dass ein Schatz nicht automatisch eine Kiste ist, die bis zum Rand mit Gold und Edelsteinen gefüllt ist.

Der Leser taucht mitten hinein in die kunterbunte Käferwelt. Die Illustratorin Bianca Faltermeyer konnte sich einmal richtig austoben und setzt eine Vielzahl von Käfern und Insekten zauberhaft und abwechslungsreich in Szene. Kapitän Hüpf, die Kakerlake Flitzo oder die Glühwürmchendame Lora Lämpchen – um nur drei zu nennen – sind sehr liebevoll ausgearbeitete Charaktere. Man spürt, wie viel Mühe sich gegeben wurde. Auch bei der Gestaltung des Textes.

Jedem Bewohner, dem Perlinchen auf der Suche nach dem Schatz begegnet, wird eine Doppelseite in wunderschön kolorierten Panoramabildern gewidmet. Die Textabschnitte pro Seite sind in Länge und Inhalt perfekt, damit kleine Kinder der Geschichte folgen können. Auch der Schreibstil ist angenehm flüssig. An sich bringt jeder Bewohner von Käferhausen das Potenzial mit, Held seines eigenen Kinderbuchabenteuers zu sein.

Perlinchen und ihre Freunde lassen sich von allen berichten, welcher ‚Schatz‘ für sie die größte Bedeutung hat. Häufig sind dies persönliche Gegenstände, ganz kleine Dinge, die dem einen wertlos erscheinen, für den anderen jedoch von unschätzbarem Wert sind, weil sie mit Erinnerungen, Erlebnissen und Gefühlen verbunden sind. Dieses Thema wird den Kindern hier spielerisch nähergebracht und regt zu Überlegungen an, was denn eigentlich der größte Schatz des Kindes ist.

Uns hat Perlinchens Fortsetzung auf jeden Fall überzeugt und wird immer wieder gelesen.

Wir sind dem Verlag so dankbar für das Rezensionsexemplar!

“Perlinchen – Ich bin anders, na und!”
Lies hier meine Rezension!
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Michael Engler: “Wie sagt man eigentlich: Ich liebe dich”

Michael Engler (Autor), Martina Matos (Illustratorin)
Boje Verlag
empfohlenes Alter: ab 4 Jahre
12,90€

Roberto ist verliebt, zum allerersten Mal! Aber wie soll er Isabella nur sagen, was er ihr so gerne sagen möchte?

Ein zauberhaftes Bilderbuch für alle großen und kleinen Verliebten

An die erste große Liebe erinnert man sich ein Leben lang

In unserer Erinnerung nimmt die erste Liebe einen ganz besonderen Stellenwert ein. All diese Gefühle sind noch so neu und unbekannt, so zart und zauberhaft. Das erste ‚Ich liebe dich‘ hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck, häufig für den Rest des Lebens. Und um diesen zarten Moment geht es in „Wie sagt man eigentlich: Ich liebe dich“.

Roberto ist ein glücklicher kleiner Junge, der den lieben langen Tag mit seinen Freunden herumtobt und sich die kühnsten Abenteuer erträumt. Dann begegnet ihm eines Frühlingstages Isabella und sofort ist ihm klar, sie ist das schönste Mädchen der Welt. Alle seine Gedanken kreisen nur noch darum, wie er ihr seine Gefühle gestehen kann. Anfangs soll es eine große Geste, damit die ganze Welt erfährt, wie stark seine Gefühle sind. Doch dann besinnt er sich. Nicht die ganze Welt soll es wissen, sondern einzig und allein Isabella. Also überlegt Roberto und findet einen schlichten, rührenden Weg…

Dieses Buch ist wirklich hinreißend und eine klare Empfehlung für alle Romantiker. Eine hervorragende Geschenkidee für den nahenden Valentinstag. Als Kinderbuch würde ich es nur bedingt weiterempfehlen. Mit einem zarten Gefühl im Bauch oder vielsagenden Blicken können Kinder ab vier Jahren noch nicht allzu viel anfangen. Sie befinden sich dann doch eher in der Phase, in der gerne mit Spielzeugraketen zu den Sternen geflogen wird oder Bücher über Schmetterlinge total angesagt sind. Diese Feinheiten im Text sind nur für erwachsenere Leser verständlich, die diese erste Liebe selbst schon erlebt haben oder mittendrin stecken. Allerdings sind die Illustrationen von Martina Matos ein Magnet für Kinderaugen und erzählen die Geschichte auch ohne große Worte.

Vielen Dank an den Verlag für die Zusendung eines Rezensionsexemplars!

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Erstleser Kinderbücher Kinderbücher ab 8 Jahre Rezensionen

Ute Krause: “Die Muskeltiere – Hamster Bertram lebt gefährlich” (Die Muskeltiere-Reihe zum Selberlesen, Band 2)

Ute Krause
cbj Verlag
empfohlenes Alter: ab 7 Jahre
11,00€

Nicht ohne unseren Bertram!

Hamster Bertram ist in letzter Zeit ganz melancholisch zumute. Seit er aus seinem alten Zuhause bei Tassilo ausgebüxt ist, hat er nichts mehr von dem Jungen gehört. Ob er mal nachschauen soll, wie es ihm geht? Die anderen finden das keine gute Idee, schließlich war Tassilo nicht gerade nett zu Bertram gewesen. Als Bertram eines Morgens verschwunden ist, machen sich die Muskeltiere auf die Suche nach ihrem Freund und geraten in große Gefahr… (Klappentext)

Einer für alle und alle für einen

Im Keller des Feinkostgeschäftes von Frau Fröhlich leben zwei Mäuse, eine Rattendame und ein Goldhamster von edlem Geblüt zusammen. Sie schmausen von den täglich anfallenden Essensresten und führen eigentlich ein zufriedenes Nagetierdasein. Bloß Hamster Bertram ist melancholisch. Der Duft von Karamell lässt ihn an sein früheres Leben bei Tassilo denken. Einem verwöhnten, kleinen Bengel, der Bertram in einem goldenen Käfig eingesperrt hatte.

Doch wie es manchmal mit der Vergangenheit ist, sie verklärt sich. Schlechte Dinge verblassen. Was bleibt, sind die guten Erinnerungen. So bricht Hamster Bertram auf, um Tassilo zu besuchen. Zum Glück haben seine Freunde nicht vergessen, wie schlecht Tassilo Bertram behandelte und brechen sogleich zu seiner Rettung auf.

Die Rettungsaktion ist eine witzige Abenteuerreise quer durch Hamburg. Wie sich herausstellt, ist Tassilo ein richtiger Satansbraten, der nicht nur Tiere drangsaliert, sondern auch dem armen Hausmädchen Serafina das Leben zu Hölle macht. Die Muskeltiere greifen ein!

„Hamster Bertram lebt gefährlich“ ist unser erster Band der Muskeltier-Bücher, von denen bereits fünf erschienen sind. Man muss die anderen Bände aber nicht zwingend zuerst gelesen haben. Zu Beginn des Buches werden die Figuren vorgestellt und die Geschichte ist in sich geschlossen. Für die jungen Selbstleser bietet das Buch eine angenehme Schriftgröße, einen nicht zu anspruchsvollen Fließtext, der immer wieder von den niedlichen Illustrationen aufgelockert wird.

Mir gefallen die Namen der Muskeltiere, die nach Käsesorten benannt sind. Eine kindgerechte Ausspracheempfehlung in Lautschrift befindet sich ebenfalls im Buch. Also kann man da gar nicht meckern, sondern hat sogar noch mehr zu lachen, wenn man quasi in fließendem Französisch Pomm dö Terr näselt.

Die Geschichte ist zwar süß, aber keine überwältigende Neuerfindung. Ich hatte eher das Gefühl, eine sehr routinierte Arbeit vor mir zu haben mit bewährten Charakteren und einem vorhersehbaren Handlungsablauf. Dass Hamster Bertram ein Handy bedienen und Nachrichten tippen kann, fand ich etwas zu viel des Guten. Trotzdem halte ich die Muskeltiere für eine gelungene Kinderbuchreihe, die vom Verlag unglaublich toll in Szene gesetzt wurde.

Vielen, vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

Ute Krause: “Die Muskeltiere – Picandou und der kleine Schreihals” (Die Muskeltiere-Reihe zum Selberlesen, Band 1)

Eine Übersicht aller Bücher der Autorin

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Fantasy Fantasy Kinderbücher Kinderbücher ab 12 Jahre Rezensionen

Jonathan Stroud: “Drachenglut”



Jonathan Stroud
cbt Verlag
empfohlenes Alter: ab 12 Jahre
13,00€

 

 

 

Zwei Brüder, ein mächtiger Drache und der Kampf gegen das Böse

Als der 12-jährige Michael sich an einem heißen Sommernachmittag in den Hügeln herumtreibt, ahnt er nicht, dass tief darunter seit Jahrhunderten ein gewaltiger Drache ruht. Gebannt dorthin durch ein keltisches Steinkreuz. Doch nun regt sich der Drache – er ergreift von Michael Besitz und nicht nur von ihm! Immer mehr unheimliche Ereignisse geschehen in dem kleinen Dorf . Michael zur Seite steht allein sein Bruder, der ihn retten möchte. Ein atemberaubender Kampf zwischen Gut und Böse beginnt … (Klappentext)

Ein früher Stroud…

Jonathan Stroud dürfte wohl allen, die bei diesem Buch landen, als Schöpfer und Autor der Bartimäus-Bücher oder der Lockwood-Reihe wohlbekannt sein. Ich selbst bin ein großer Fan beider Buchreihen und habe mich mit ‘Drachenglut’ einmal an ein anderes Werk Strouds gewagt. Wichtig zu wissen ist hierbei, dass ‘Drachenglut’ lange vor Bartimäus entstand und bereits 1999 erschien. Jonathan Strouds schriftstellerische Raffinesse steckte hier quasi noch in den Kinderschuhen und lässt sich weder mit Bartimäus noch mit Lockwood vergleichen. Das gewisse Etwas, der britische Humor, die Leichtigkeit von Strouds Geschichten und deren vielschichtige Charaktere sind in ‘Drachenglut’ noch nicht so fein herausgearbeitet wie man es von Strouds bekannteren Werken kennt. Obwohl die Geschichte spannend konzipiert ist.

Zur gleichen Zeit als im Kirchhof der Gemeinde Fordrace ein keltisches Steinkreuz ausgegraben wird, regt sich tief unter der Erde ein Drache. Das Kreuz hat ihn all die Jahre gebannt. Doch als es bei den Ausgrabungen beschädigt wird, erwacht die Macht des Drachen. Sie durchdringt die Erde und verleiht dem ganz in der Nähe schlafenden Michael besondere Fähigkeiten. Michael verändert sich und verfällt immer mehr der bösen Macht des Drachen. Denn der will nur eines: aus seinem Gefängnis ausbrechen. Der Pfarrer Tom, der mit Michaels Schwester zusammen ist, beginnt, Nachforschungen über das Kreuz anzustellen und kommt durch alte Überlieferungen dem Geheimnis des Drachen auf die Spur. Zusammen mit Michaels Bruder, versucht er Michael zu retten und die Auferstehung des Drachen zu verhindern.

Mich konnte der Lesefluss leider nicht packen. Ich empfand die Geschichte als äußerst zäh und musste mich bis zum Ende quälen. Die Charaktere blieben die ganze Zeit über oberflächlich und unsympathisch, selbst die ‘Helden’ Tom und Stephen waren unnahbar und keine angenehmen Figuren. Die Handlung hat mich stellenweise einfach nur verwirrt. Ab und an wallte zwar etwas Spannung auf, aber über lange Strecken passiert zu wenig, sodass man automatisch abschaltet.

‘Drachenglut’ ist sicherlich Geschmackssache, auch wenn man sich zuvor von dem Gedanken befreit hat, einen typischen Stroud-Roman vor sich zu haben. Als Vorläufer zu Bartimäus und Lockwood fand ich ihn dahingehend interessant, dass man Strouds Entwicklung als Schriftsteller nachverfolgen konnte.

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Kinderbücher Kinderbücher ab 10 Jahre Rezensionen

Maja Lunde: “Die Schneeschwester: Eine Weihnachtsgeschichte”

 

Maja Lunde
btb Verlag
empfohlenes Alter: ab 10 Jahre
15,oo€

 

 

 

“Weihnachtsregel Nummer eins: Es kann nie genug Weihnachten geben”, sagte Hedvig. “Selbst die Besenkammer muss geschmückt werden. Wenn man dann die Tür öffnet, um so etwas Langweiliges wie einen Besen herauszuholen, vergisst man trotzdem nicht, dass Weihnachten ist.”

Bald ist Heiligabend. Für Julian ist das der schönste Tag des Jahres. Lebkuchen und Klementinen, das Knistern und Knacken im Kamin, das flackernde Licht der Kerzen. Außerdem wird er an Weihnachten zehn Jahre alt. Doch dieses Jahr ist alles anders. Ein tiefer Schatten liegt über der Familie. Und Julian hat eigentlich nur ein Gefühl: Weihnachten ist abgesagt.

Bis Julian Hedvig begegnet. Hedvig hat grüne Augen, redet schneller als der Wind und liebt Weihnachten über alles. Ganz langsam glaubt Julian, dass es doch ein Weihnachten für ihn geben könnte. Allerdings hat Hedvig ein großes Geheimnis… (Klappentext)

Eine Geistergeschichte zur Weihnachtszeit.

Zuerst einmal sollte ich darauf hinweisen, dass “Die Schneeschwester” trotz der Altersempfehlung und der umwerfenden Aufmachung des Buches nicht unbedingt das Kinderbuch darstellt, das Eltern ihrem Kind ohne Weiteres unter den Weihnachtsbaum legen. Ohne Frage handelt es sich um eine tiefgründige Geschichte für die Weihnachtszeit, wundervoll erzählt und von märchenhaften Illustrationen perfekt in Szene gesetzt, doch sowas von traurig! Ich konnte das Buch kaum zu Ende lesen, weil meine Sicht von Tränen verschleiert war. Eine wirklich herzzerreißende Geschichte.

Julians Familie ist von der Trauer über den Verlust der ältesten Tochter wie gelähmt und sprachlos. Selbst Julian kann mit seinem besten Freund nicht mehr so umgehen wie zuvor. Erst als er die quirlige Hedvig trifft, kehrt der Lebensfunke in ihn zurück und Julian erinnert sich an die Vorfreuden der Weihnachtszeit und an die schönen Momente mit seiner großen Schwester. Dass auch mit Hedvig etwas nicht stimmt, wird ziemlich schnell klar und letztendlich muss Julian auch sie gehen lassen.

Maja Lunde erzählt diese tragische Geschichte in 24 Kapiteln. Ein bisschen wie ein Adventskalender, nur dass man nicht einen Tag auf das nächste Kapitel warten kann, weil einen die Handlung so fesselt. Die Emotionen sind sehr stark. Wie soll eine Familie, die ein Kind verloren hat, ein fröhliches Weihnachtsfest verbringen können? Nachdem Julian seine eigene Trauer verarbeitet hat, hilft er seiner ganzen Familie bei der Trauerbewältigung. In diesen Seiten steckt so viel Traurigkeit, aber auch so viel Hoffnung, dass man am Ende zwar weint, aber auch ein bisschen lächeln muss. Ich war von diesem Buch sehr beeindruckt und gerührt. Als Kinderbuch würde ich “Die Schneeschwester” nicht vorbehaltlos weiterempfehlen. Die vordergründigen Themen Tod und Trauer sind schon sehr heftig.

Ich bedanke mich beim Verlag für die Zusendung eines Rezensionsexemplars!

 

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Sandra Lawrence: “Atlas der Fabelwesen: Sagen, Legende, Mythen aus aller Welt”

 

Sandra Lawrence (Autor), Stuart Hill (Illustrator)
Prestel Verlag
empfohlenes Alter: ab 8 Jahre
24,00€

 

 

Entdecke mythische Fabelwesen und wo sie zu finden sind!

Dieser illustrierte Atlas entführt uns in die unerklärliche Welt gefährlicher Monster und anderer faszinierender Kreaturen aus Mythen und Legenden.
Finde heraus, was die seltsamen Zeichen auf den Landkarten bedeuten, und lüfte das Geheimnis der Fabelwesen!
Traust du dich das Rätsel zu lösen? (Klappentext)

Die Welt entdecken auf einer mystischen Abenteuerreise

Auf meinem Tablet wimmelt es von Abenteuerspielen, bei denen zahlreiche Rätsel gelöst werden müssen, die in eine spannende Geschichte eingebettet sind und Titel wie ‘The Lost City’ oder ‘Mystery Manor’ haben. Der “Atlas der Fabelwesen” weist einige Ähnlichkeiten mit diesen Spielen auf, was mich überrascht und von der ersten Seite an gefesselt hat.

Die Geschichte beginnt mit einem zerknüllten Brief, in dem die Bibliothekarin Ruth sich an einen Lektor wendet und von einem außergewöhnlichen Fund berichtet. Ruth verwaltet den Nachlass des vor Kurzem verstorbenen Professors Hardacre von Hardacre Manor und hat in einem verborgenen Gewölbe eine alte Truhe entdeckt. In dieser Truhe befand sich ein Bündel Papiere, die von einem gewissen Cornelius Walter im 16. Jahrhundert verfasst worden sind. Cornelius Walter war ein Weltreisender, der alle Kontinente bereiste, um sämtliche Fabelwesen in einem Atlas zu verzeichnen. Doch warum hat er diese Seiten nie veröffentlicht und verbrachte sein Leben als Einsiedler? Ruth zweifelt an der Echtheit der Dokumente…

Was der Leser nun in Händen hält, sind eben jene Blätter aus der geheimnisvollen Truhe: “Der Atlas der Fabelwesen”. Eine kartografische Sammlung und ein mit umfangreichem Bildmaterial versehenes Nachschlagewerk über Monster und Sagengestalten aus aller Welt. Die Landkarten sind meisterhaft illustriert, mit vielen Details und Notizen, die von Cornelius Walter stammen sollen. Die Fabelwesen sind je nach regionalem Vorkommen in den Karten verzeichnet und werden auf der folgenden Doppelseite in ein zwei Sätzen beschrieben, was anhand der Fülle völlig ausreichend ist.

Walters Reise ist von einem Geheimnis umgeben, das sich entschlüsseln lässt, wenn man seiner Reiseroute folgt und aufmerksam die Karten studiert. Ein unglaublicher Spaß, den ich eigentlich nicht erwartet hätte. Dieses Buch ist viel mehr als ein Atlas und Nachschlagewerk. Es ist eine Heldenreise, ein Rätsel, eine Detektivgeschichte. Typisch Prestel Verlag, der jedes Mal aufs Neue mit seinen künstlerischen Werken überzeugt. “Der Atlas der Fabelwesen” ist ein außergewöhnliches und genial durchdachtes Werk, das definitiv nicht nur für Kinder gedacht ist. Außerdem bin ich ziemlich sicher, dass auch Sam und Dean Winchester eine Ausgabe besitzen.

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Prestel Verlag dafür, dass ich dieses großartige Werk als Rezensionsexemplar erhalten durfte!

 

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Ute Krause: “Theo und das Geheimnis des schwarzen Raben”

 

Ute Krause
cbj Verlag
empfohlenes Alter: ab 9 Jahre
16,00€


 

 

Eine verrückte Piratenbande, eine magische Reise und ein dunkles Geheimnis…

Theo hat es zu Hause nicht leicht, immer wieder gibt es Streit mit seinem Stiefvater. Da überredet ein geheimnisvoller Rabe Theo zu einer abenteuerlichen Reise auf einem fliegenden Piratenschiff. Gemeinsam wollen sie Theos Vater suchen, der vor Jahren verschwand. An der Seite seiner neuen Freunde lernt Theo ein großes Segelschiff sicher zu navigieren, er trotzt stürmischen Ozeanen, entkommt den Fängen eines riesigen Kraken, aber vor allem lernt er, auf seine innere Stimme zu hören und über sich selbst hinauszuwachsen. Und so gelingt es ihm schließlich, das Geheimnis um seinen Vater zu lüften… (Klappentext)

Ein Kinderbuch über Piraten und ein dunkles Familiengeheimnis

Theo lebt mit seiner Mutter und deren Lebensgefährten in einer Berliner Wohnung. Die Familienkonstellation ist ein bisschen verzwickt, denn Theo kann Martin, seinen Stiefvater, nicht besonders leiden und glaubt, dass es umgekehrt ebenso ist. Diese Familiensituation ist heutzutage nicht besonders realitätsfern und ich denke, dass die junge Leserschaft die Konflikte durchaus nachvollziehen kann. Die Autorin komprimiert das Kernproblem kindgerecht dahingehend, dass Martins Essen Theo einfach nicht schmeckt. Dagegen sieht der erwachsene Leser natürlich die tiefergehende Problematik, sei es eben der abwesende Vater oder die arbeitende Mutter, die aber gleichzeitig noch Freundin und Frau ist. Die ganze Auseinandersetzung zwischen Theo, seiner Mutter und seinem Stiefvater ist zudem märchenhaft überzeichnet. Wer isst schon gerne Froschschenkel-Rosenkohl-Lasagne? Und selbstverständlich wird Theo auch übertrieben ungerecht behandelt. Ich finde, das passt zur Geschichte und erinnert mich gleichzeitig ein bisschen an Charles Dickens.

Nachdem Theo also in ein Ferienlager verbannt wurde und dort auch noch von den anderen Kindern schikaniert wird, bricht das Fantasy-Abenteuer über ihn herein. Er gelangt an Bord des fliegenden Piratenschiffes Halbmond und erlebt eine fantasievolle und spannende Abenteuerreise, die sich in ihrer Heldenhaftigkeit fast schon mit Odysseus vergleichen kann. Auf dieser Reise entwickelt Theo Selbstvertrauen und innere Stärke.

Mit der Figurengestaltung hat sich die Autorin viel Mühe gegeben. Die Charaktere sind alle grundverschieden, jeder hat so seine Macken und gute sowie schlechte Seiten. Ergänzend gibt es auf einigen Seiten Illustrationen, die von ihrer Machart her vielleicht nicht über die Maßen künstlerisch sind, aber gut zur Geschichte passen. Der Erzählstil ist einer der besten, die ich je gelesen habe. Vom Verlag ist das Buch gewohnt chic aufgemacht im festen Einband und mit hochwertigen Seiten. Mit über 200 Seiten ist das Buch ziemlich umfangreich und erfordert bei Erstlesern wohl doch einigen Ehrgeiz, um bis zum Ende durchzuhalten.

Insgesamt finde ich “Theo und das Geheimnis des schwarzen Raben” großartig. Ein absolut empfehlenswertes Kinderbuch mit düsteren, aber auch liebevollen und witzigen Aspekten. Es ist eine fantastische Heldenreise auf der Suche nach dem verschwundenen Vater, auf der es viele Abenteuer zu bestehen gilt und einem guten Ende.

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Peter Tschaikowsky: “Der Nussknacker: Ein Musik-Bilderbuch zum Hören”

 

Peter Tschaikowsky
Prestel Verlag
empfohlenes Alter: ab 5 Jahre
25,00€

 

 

 

Begleite Clara auf ihrer magischen Reise in dieser Neuerzählung des klassischen Ballett-Stücks von Peter Tschaikowsky. Sieh zu, wie der Nussknacker gegen den Mäusekönig kämpft, treffe die Zuckerfee und reise ins Land der Süßigkeiten, wo dich viele Wunder und Überraschungen erwarten… (Klappentext)

Der märchenhafte Weihnachtsklassiker für die Kleinen

Die Geschichte in diesem Buch ist eine Abwandlung von E.T.A. Hoffmanns Märchen ‘Nussknacker und Mäusekönig’. Claras Familie (im Original hieß die Figur Marie und porträtiert eigentlich Clara, die Tochter eines Freundes von Hoffmann) feiert einen rauschenden Weihnachtsabend, als Onkel Drosselmeyer eintrifft. Er schenkt Clara einen Nussknacker, der um Mitternacht lebendig wird. Im Kampf der Spielzeuge besiegt Clara den Mäusekönig, indem sie ihren Schuh an seinen Kopf wirft. Dadurch wird der Fluch gebrochen, der auf dem Nussknacker liegt, und er verwandelt sich in einen Prinzen. Mit ihm gemeinsam gelangt Clara ins Land der Süßigkeiten und zur Zuckerfee.

Der Klassiker wird mit diesem Buch toll in Szene gesetzt.  Die Illustrationen sind passend zum Stil der Geschichte eher nostalgisch gehalten und eigentlich wie kleine Kunstwerke. Auf ihnen gibt es so viel zu entdecken, bei jedem Anschauen findet man neue Details.

Die Musiksequenzen sind deutlich, aber mit knappen zehn Sekunden leider viel zu kurz, um die Stimmung der Szene so wiederzugeben, dass man sich hineinfühlen kann. Am Ende gibt es eine Übersicht der einzelnen Musikstücke, wo wunderbar das Zusammenwirken von Handlung und Musik beschrieben wird. Kurz und prägnant wird die Atmosphäre geschildert und wie die Instrumente diese ausdrücken und wiedergeben. Als Einstieg in die klassische Musik ist das Buch hervorragend. Die vielen Sachinformationen und Vorschläge, wie man sich weiterführend mit dem Werk beschäftigen kann, sind wirklich mehr für ältere Kinder geeignet. Lässt man das erst einmal außer Acht, dann hat man immer noch ein zauberhaftes Bilderbuch mit kurzen Texten, das auch schon für ein Kleinkind ab 2 Jahren bestens geeignet ist.

Für uns gehört Tschaikowskys ‘Der Nussknacker’ zu Weihnachten einfach dazu und dieses neue Format aus dem Prestel Verlag ist echt eine Bereicherung, um schon den Kleinsten die Musik und die Geschichte näherzubringen. Außerdem, wie kann man nicht von einem Prinzen ins Land der Süßigkeiten entführt werden wollen?

Ein ganz besonderer Dank geht an das Bloggerportal für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

 

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Galia Bernstein: “Große Tatzen, kleine Tatzen”

 

Galia Bernstein
cbj Verlag
empfohlenes Alter: ab 4 Jahre
13,00€

 

 

 

Als Simon, der kleine Hauskater, auf Löwe, Gepard, Puma, Panther und Tiger trifft, behauptet er: “Ich bin eine Katze wie ihr!” Da lachen die Großkatzen ihn aus und erklären ihm, warum das nicht sein kann. Doch so schnell gibt Simon nicht auf… (Klappentext)

Auch die kleinste Katze ist ein Meisterwerk!

Welchen Hohn und Spott muss der kleine Stubentiger Simon über sich ergehen lassen, als er den großen Katzen verkündet, er wäre genau wie sie. Aber ein Hauskätzchen kann sich doch nicht mit einem Löwen, Gepard, Panther, Puma oder Tiger vergleichen, oder? Jede der Großkatzen erklärt Simon, warum er nicht wie sie ist.

Dieses Buch ist eine gelungene Geschichte über Vielfalt. Trotz zahlreicher Unterschiede im Aussehen, sind die Gemeinsamkeiten nicht von der Hand zu weisen. Ob gepunktet, gestreift, groß oder klein, im Herzen sind sie alle gleich. Abgesehen von der tiefgründigen und wie ich finde aktuellen Botschaft der Geschichte ist es für Kinder lehrreich, die verschiedenen Großkatzen mit ihren Eigenschaften kennenzulernen.

Die Illustrationen der verschiedenen Tiere sind realistisch, also nicht zu verniedlicht für ein Kinderbuch, sie sind hervorragend gezeichnet. Die einzelnen Seiten sind nicht zu überladen, was absolut perfekt ist, um die Aufmerksamkeit der Kinder zu fokussieren. Daher ist das Buch durchaus schon für 3jährige Kinder geeignet. Die Bilder sind lustig und begleiten die Handlung auch ohne große Worte. Mimik und Gestik der Tiere sind urkomisch.

Die Themen Vielfalt und Toleranz sind hier in eine wunderbar humorvolle Geschichte verpackt, weshalb das Buch nicht nur zu Hause gelesen werden sollte, sondern gern auch Einzug in Kitas oder Grundschulen halten könnte, um die Kinder für diese aktuellen Themen zu sensibilisieren.

Mein Dank gilt dem Bloggerportal für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!