Entlastend, erhellend und ermutigend!
Der Mutterinstinkt klingt wahnsinnig plausibel, nach einem Bild inniger Liebe gepaart mit irrer Kompetenz.
Der einzige Haken: Es gibt ihn nicht.
Und das ist eigentlich ein Grund zum Jubeln! Denn die Erzählung vom Instinkt produziert unglaublich hohe Ansprüche an Mütter – und spart all jene aus, die Sorge für ein Kind tragen, ohne es geboren zu haben.
Dieses Buch erzählt von bahnbrechenden Forschungsergebnissen, die Elternschaft in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen. Dabei räumt es mit einem historischen Mythos auf: Es zeigt, wie es zur Erfindung des Mutterinstinkts kam. Wem es nützt, wenn wir an ihn glauben. Und welche Freiheit wir gewinnen, wenn wir uns endlich von ihm verabschieden. (Klappentext)
Ein befreiender Blick auf Elternschaft
“Mythos Mutterinstinkt” ist ein bemerkenswertes Aufklärungsbuch, das sich mit einem überaus wichtigen Thema auseinandersetzt – dem Mutterinstinkt als überwältigende Superpower aller Frauen, die ein Kind geboren haben. Er stellt sich automatisch mit der Geburt ein und Mutter weiß sofort, was Kind braucht und will. Annika Rösler und Evelyn Höllrigl Tschaikner – selber Mütter von drei Kindern – nehmen alle wissbegierigen Leser:innen mit auf eine fesselnde Reise durch die Geschichte und Wissenschaft der Elternschaft, und dabei enthüllen sie eine erhellende Wahrheit: Der Mutterinstinkt existiert nicht.
Das Buch entzaubert den vermeintlichen Mutterinstinkt, der oft als ein natürliches Gefühl inniger Liebe und unfehlbarer Kompetenz beschrieben wird. Dabei zeigen die Autorinnen, dass dieser Mythos nicht nur unrealistische Erwartungen an Mütter schafft, sondern auch all jene ausschließt, die sich liebevoll um ein Kind kümmern, ohne es geboren zu haben. Dies ist eine wichtige Botschaft, die in unserer Gesellschaft oft übersehen wird.
Durch bahnbrechende Forschungsergebnisse und eine sorgfältige Analyse der Geschichte der Elternschaft wirft das Buch ein neues Licht auf die Art und Weise, wie wir die Elternschaft betrachten. Es demontiert den historischen Mythos des Mutterinstinkts und zeigt auf, wie er entstanden ist und wem er tatsächlich nützt. Dabei wird deutlich, dass der Glaube an den Mutterinstinkt oft dazu dient, Frauen in eine Rolle zu drängen, die möglicherweise nicht ihren individuellen Wünschen und Fähigkeiten entspricht.
Was “Mythos Mutterinstinkt” so bemerkenswert macht, ist die Art und Weise, wie es den Lesern die Freiheit schenkt, sich von diesem belastenden Mythos zu verabschieden. Die Autorinnen zeigen anhand neurowissenschaftlicher Studien, wie Elternschaft Frauen verändert, ermutigen dazu, die Elternschaft als einen individuellen Weg zu sehen, der von verschiedenen Faktoren geprägt ist, aber nicht notwendigerweise von einem angeborenen Instinkt. Dies eröffnet neue Perspektiven und Möglichkeiten für Eltern und solche, die es werden wollen.
Das Buch ist flüssig geschrieben und präsentiert komplexe Ideen auf verständliche Weise. Es stützt sich auf umfangreiche Forschung und Fallstudien, um seine Argumente zu untermauern, und bietet gleichzeitig eine warme und mitfühlende Perspektive auf das Thema Elternschaft.
Insgesamt ist “Mythos Mutterinstinkt” ein wunderbares Aufklärungsbuch für alle. Neu-Mamas nimmt es den Druck, es bestärkt Paare, die aus verschiedenen Gründen keine eigenen Kinder gebären können, es zeigt auf, dass ALLE Eltern sein können. Dieses Buch lege ich einfach jedem ans Herz, der an einer ehrlichen und befreienden Diskussion über die Elternschaft interessiert ist. Mein persönlicher Wunsch wäre, dass der Begriff der Muttertät bereits in der Schwangerschaft an Frauen herangetragen wird- durch Frauenärzte und Hebammen.
Ganz lieben Dank an den Kösel Verlag für das Rezensionsexemplar!