
Larisa Lauber (Illustratorin)
Baumhaus
Lesealter: ab 2 Jahre
26 Seiten
Pappbilderbuch: 12,00€
Puschelohren aufgestellt!
Hier kommt Alfred, das liebenswerte kleine Monster, und nimmt dich mit auf eine wilde Reise durch den Kindergartenalltag! Alfred mampft Hausschuhe, stänkert herum und tanzt aus der Reihe, wie es ihm gefällt. Doch vielleicht kannst du ihm zeigen, wie es anders geht?
Ein lustiger Monstergeschichten-Spaß, der schon den Kleinsten auf spielerische Weise Rücksichtnahme beibringt. (Klappentext)
Monstermäßig unterhaltsam – mit pädagogischem Tiefgang
Alfred ist ein echter Kindergarten-Veteran. Allerdings einer von der wilden Sorte: laut, eigensinnig, schamlos und ziemlich stolz darauf. Regeln? Sind was für Spießer. Aufräumen? Können doch die anderen. In „Das einzig wahre Benimmbuch für Kindergartenmonster“ lässt Alfred kein Fettnäpfchen des rücksichtslosen Benehmens aus. Im Gegenteil, er springt mit Anlauf hinein. Dabei wirkt er nicht etwa böse oder hinterlistig, sondern einfach hemmungslos albern, ein bisschen bequem und ziemlich selbstverliebt. Mit einem frechem Grinsen führt er durch seinen monstermäßigen Alltag – oder sagen wir besser: durch ein pädagogisches Albtraumszenario mit Lerneffekt.
Denn Alfred hat zehn ganz eigene Regeln für den Kindergarten parat – und die haben es in sich: Da wird gedrängelt, geschubst, an Schwänzen gezogen, Bücher werden zerkaut und Aufräumen wird mit Hängemattenchillen verwechselt. Das alles wird im gewohnt übermütigen Monsterstil präsentiert. Das Buch begeistert mit bunten Farben, jeder Menge liebevollen Details in den Illustrationen und einem Text, der so tut, als wäre Chaos eine ernstzunehmende Erziehungsphilosophie.
Doch bevor man als Vorleser:in die pädagogische Krise kriegt: Der Clou kommt am Ende. Kinder werden direkt angesprochen, Alfred mal zu zeigen, wie man’s eigentlich besser macht. Die Richtigstellung erfolgt also nicht durch erhobenen Zeigefinger, sondern durch Interaktion. Und durch die kluge Illustration: Denn während Alfred wütet, sind im Hintergrund fast immer kleine Szenen versteckt, in denen andere Monster genau das Gegenteil tun – Rücksicht nehmen, helfen, teilen, zuhören. Wer genau hinsieht, entdeckt also schon während des Lesens Hinweise auf das erwünschte Verhalten. Und das macht das Buch nicht nur unterhaltsam, sondern auch diskussionswürdig.
Empfohlen ist das Buch ab 2 Jahren – was bei einem Pappbilderbuch zunächst logisch erscheint. Doch inhaltlich verlangt es den kleinen Zuhörer:innen einiges ab. Zehn Regeln sind eine lange Strecke, gerade für Kinder mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne. Die eigentliche Botschaft – dass Alfreds Verhalten eben nicht vorbildlich ist – erschließt sich erst ganz am Ende. Davor muss man viele Eskapaden durchstehen und aufmerksam beobachten, was im Hintergrund geschieht. Zwei- oder auch dreijährige Kinder dürften hier schnell überfordert sein, sowohl mit der Ironie als auch mit dem Umfang.
Für ältere Kindergartenkinder ab etwa 4 Jahren hingegen kann Alfred ein echtes Geschenk sein. Vor allem, wenn sie die Abläufe in der Kita längst kennen, aber trotzdem gern mal austesten, wie weit man gehen kann. Für diese Zielgruppe ist das Buch fast ideal: Es bringt Gesprächsanlässe, fördert Reflexion und macht die Kinder zu Expert:innen, denn sie wissen es besser als Alfred. Und das stärkt nicht nur ihr Sozialverhalten, sondern auch das Selbstbewusstsein.
„Das einzig wahre Benimmbuch für Kindergartenmonster“ ist ein lautes, wildes, ironisches Spiel mit dem Thema Rücksicht. Wer es richtig einsetzt – vielleicht im Rahmen eines Gruppenangebots, als Einstieg in eine Gesprächsrunde oder als unterhaltsames Nachdenken über den Kita-Alltag – bekommt ein Buch, das Empathie und Teamgeist auf ungewöhnlich charmante Weise vermittelt. Aber bitte nicht in die Hände von Zweijährigen drücken und sich wundern, wenn sie beim nächsten Vorlesekreis „EEEEEERSTAAAA!“ brüllen.
Vielen lieben Dank, dass wir Teil der Leserunde sein durften!